Home | LL.M.-Erfahrungsberichte Janine Sauerborn: University of California, Berkeley School of Law (2023/2024)

Leben und Lernen unter Kaliforniens Sonne

Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium („Executive Track“) an der University of California, Berkeley School of Law (2023/2024)

Veröffentlicht am 3.2.2025

Janine Sauerborn, LL.M. (Berkeley)

Rechtsanwältin bei FROMM – Kanzlei für Unternehmens- und Steuerrecht

Als ich mit meinem Jurastudium in Deutschland angefangen habe, wurde mir schnell klar, dass es recht national ausgerichtet ist. Die meiste Zeit liegt der Fokus auf dem deutschen Recht und auch wenn ich immer wieder mal internationale Themen ansprechen konnte, war der Blick über den Tellerrand doch ziemlich begrenzt. Internationale und länderübergreifende Perspektiven kamen zu kurz. Ich wollte mein juristisches Wissen erweitern und auf globaler Ebene lernen. Deshalb war für mich klar: Ein LL.M. im Ausland muss her!

Inhalt

Das LL.M.-Programm an der UC Berkeley: Executive Track

Das LL.M.-Programm an der University of California (UC) Berkeley bietet (Stand 01/2025) zwei Varianten: Den „Traditional Track“, bei dem man ein ganzes akademisches Jahr vor Ort verbringt, und den „Executive Track“, für den ich mich entschieden habe. Der „Executive Track“ wird wiederum in zwei Varianten angeboten. Eine davon beginnt im Januar remote, man verbringt dann den Sommer vor Ort und schließt das Studium bis Jahresende remote ab. Die andere Variante – die ich wählte – besteht ausschließlich aus zwei Sommern auf dem Campus, sodass die restliche Zeit dazwischen ohne jegliche Vorlesungen flexibel gestaltet werden kann. Genau das macht das Programm auch so praktisch – für Berufstätige, die ihre Karriere nicht pausieren möchten, ist es eine super Möglichkeit, einen LL.M. im Ausland zu erwerben.

Das beeindruckende California Memorial Stadium in Berkeley
Das beeindruckende California Memorial Stadium in Berkeley.

Ein großer Vorteil des „Executive Tracks“ ist die entspannte Atmosphäre auf dem Campus. Im Vergleich zum normalen akademischen Jahr (August bis Mai) ist der Campus in den Sommerferien der regulären Studierenden relativ leer, da nur wenige Kurse stattfinden. Das bedeutet: Weniger Menschen, mehr Ruhe und man kennt irgendwann wirklich alle Kommilitonen, zumindest vom Sehen her. Der Zusammenhalt in dieser kleinen, internationalen Gruppe ist deutlich stärker. Außerdem sind die Kurse dadurch auch überschaubarerer – manche bestanden nur aus einer Handvoll Studierenden! Das gestaltete den Austausch mit den Professoren viel persönlicher und intensiver.

Die Internationalität des Programms ist besonders hervorzuheben. Unter den etwa 120 Studierenden waren ca. 35 verschiedene Nationalitäten vertreten. Das bereicherte den Austausch ungemein, weil man immer wieder neue Perspektiven und unterschiedliche Herangehensweisen an juristische Themen kennenlernte. Für mich war das eine der besten Erfahrungen des Programms: Nicht nur juristisch, sondern auch interkulturell unglaublich viel zu lernen.

Im „Executive Track“ kann man durch entsprechende Kurswahl die Zertifikate „Law and Technology“ und „Business Law“ erwerben, was mir persönlich sehr gefallen hat. Ab 2025 gibt es auch Kurse, die sich mit Künstlicher Intelligenz und ihren rechtlichen Implikationen befassen – ein Thema, das sicherlich viele Juristen in der Zukunft beschäftigen wird.

Was man allerdings bedenken sollte, ist, dass das Programm relativ komprimiert ist. Die Kurse, die in den klassischen Tracks über ca. zwölf Wochen laufen, werden hier in nur drei Wochen absolviert. Das bedeutet, dass das Studium entsprechend intensiv ist und man in kurzer Zeit viel Stoff behandelt. Dies ist sozusagen der Preis, den man für die Flexibilität und Verkürzung des „Executive Track“-Programms zahlt.

The Campanile – Das ikonische Wahrzeichen der UC Berkeley
The Campanile – Das ikonische Wahrzeichen der UC Berkeley

Das Bewerbungsverfahren: Vorbereitung ist alles

Das Bewerbungsverfahren an der UC Berkeley ist nicht ganz ohne und läuft vollständig über die Plattform LSAC – eine Einreichung per E-Mail oder Post ist nicht möglich. Für die Bewerbung man braucht eine Vielzahl an Dokumenten, wie Zeugnisse, Empfehlungsschreiben, Motivationsschreiben („Personal Statement“) und natürlich einen Nachweis über die Englischkenntnisse. Wenn du also noch nicht perfekt in Englisch bist, musst du dich auf einen Test vorbereiten, was einiges an Zeit in Anspruch nehmen kann. Zumindest in meiner Bewerbungszeit war außerdem für den „Executive Track“ noch ein kurzes Video-Interview vorgesehen, in dem man ein paar Fragen beantwortet. Ich kann jedem nur raten, sich nicht zu spät mit den Bewerbungsunterlagen auseinanderzusetzen.

Die UC Berkeley hat für den „Executive Track“ kein festes Auswahlverfahren, sondern bearbeitet die Bewerbungen laufend. Das bedeutet, dass es zwar eine Bewerbungsfrist gibt, die Zusagen allerdings nicht alle gleichzeitig verschickt werden. Es kann daher sein, dass du relativ schnell eine Zusage bekommen kannst, wenn du dich früh genug bewirbst. Die Bewerbungen für den Start in 2026 beginnen beispielsweise im August 2025.

Kalifornien und Berkeley: Leben und Studieren in der Sonne

Kalifornien hat so viel zu bieten – da kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Von Skifahren in den Bergen über wunderschöne Nationalparks bis hin zu den endlosen Stränden der Pazifikküste ist für jeden etwas dabei. Und wer mal ein bisschen abtauchen möchte, der ist von Las Vegas auch nur einen kurzen Flug entfernt.

Allerdings muss man sagen: Kalifornien ist nicht gerade günstig. Die Lebenshaltungskosten, vor allem in Berkeley und der Umgebung, können einen schon etwas ins Staunen versetzen. Sowohl Mieten als auch allgemeine Ausgaben für Lebensmittel und Freizeit sind relativ hoch und man sollte ein gutes Budget einplanen.

Ich selbst habe während meiner Zeit in Berkeley in einem angemieteten Zimmer außerhalb des Campus gewohnt, das ich über Airbnb organisiert habe. Ob ich das empfehlen kann? Das hängt sehr vom persönlichen Geschmack und davon ab, wie viel Komfort man sich gönnen möchte. Wer lieber in direkter Nähe zur Law School wohnen möchte, kann das International House („I-House“) in Betracht ziehen. Die Anzahl der LL.M.-Studierenden dort variiert von Jahr zu Jahr – in einem Jahr lebt dort nur eine Handvoll, in einem anderen sind es deutlich mehr.

Sonnenuntergang über der Bay – Blick von Berkeley Richtung San Francisco
Sonnenuntergang über der Bay – Blick von Berkeley Richtung San Francisco

Was viele nicht erwarten: Das Wetter ist zwar meistens sonnig, aber gerade in Berkeley kann es abends ziemlich frisch werden. Der Wind sorgt für eine angenehme Kühlwelle, sodass man auch für den Sommer auf jeden Fall eine Übergangsjacke einpacken sollte. Die Leute, die sich auf hohe Sommertemperaturen freuen, sind dann oft etwas überrascht.

Was Berkeley als Stadt angeht, hat sie eine ganz eigene Atmosphäre. Die Stadt ist kreativ, entspannt und bietet unglaublich viele kulturelle und kulinarische Highlights. Die UC Berkeley ist der Dreh- und Angelpunkt, aber auch drumherum gibt es viel zu entdecken – sei es in Form von netten Cafés, unzähligen Parks oder coolen Veranstaltungen.

Fazit: Warum UC Berkeley?

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das LL.M.-Programm an der UC Berkeley – und vor allem der „Executive Track“ – für mich genau das Richtige war. Die Kombination aus einem sehr internationalen Umfeld, der Möglichkeit, mich auf interessante Rechtsgebiete zu konzentrieren, und die flexible Struktur des Programms haben es mir erlaubt, mein Wissen zu erweitern und gleichzeitig meinen Job weiterzuführen. Es war die perfekte Mischung aus akademischer Herausforderung und praktischer Umsetzbarkeit.

Berkeley selbst hat mir nicht nur als Stadt, sondern auch als Studienort sehr gefallen. Die Mischung aus einer tollen akademischen Atmosphäre und einer entspannten, offenen Stadt hat das Ganze abgerundet. Natürlich muss man die hohen Lebenshaltungskosten und das komprimierte Studienformat im Hinterkopf behalten, aber für mich war es eine wertvolle Erfahrung, die mich vor allem in persönlicher Hinsicht definitiv vorangebracht hat.

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