Einmal Blue Devil, immer Blue Devil! – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der Duke University School of Law (2019/2020)

Veröffentlicht am 16.5.2021

Felix Karpp, LL.M. (Duke)

Rechtsreferendar am Landgericht Darmstadt und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsrecht der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Nachdem ich während meines Studiums keinen Auslandsaufenthalt absolviert habe, wollte ich unbedingt neue Eindrücke außerhalb der deutschen Juristenausbildung sammeln, ein neues Land und neue Leute kennenlernen. Die Zeit nach der Ersten Juristischen Prüfung hat sich dafür sehr gut angeboten.

Inhalt

Duke Law School als erste Priorität und die Bewerbung ohne Staatsprüfung

Die Bewerbung um einen LL.M.-Platz in den USA und die Vorbereitungen, die damit einhergehen, beanspruchen viel Zeit. Es gibt meines Wissens einige wenige „T14“-Law-Schools, die ohne die Noten der Staatsprüfung in besonderen Fällen ein Angebot für den LL.M. aussprechen. Ich habe mich nur an meiner ersten Wahl (Duke) in den USA beworben und wurde angenommen.

Bei der Bewerbung für den LL.M.-Platz in den USA interessiert sich die Auswahlkommission in der Tat für die Person, die hinter der Bewerbung steht. Das Gesamtpaket ist entscheidend. Darin habe ich mich wiedergefunden. Die Motivation, aufgrund derer man sich für das LL.M.-Studium und eine bestimmte Law School entschieden hat, ist bei der Bewerbung enorm wichtig.

Finanzierung des LL.M-Studiums

Unter strategischen Gesichtspunkten ist es sinnvoll, sich an ähnlich oder besser gerankten Law Schools zu bewerben, um ggf. Verhandlungsspielraum hinsichtlich der Höhe eines Studiengebührenerlasses (Tution Waivers) zu haben.

Meinen Aufenthalt konnte ich überwiegend durch Stipendien finanzieren (Duke Merit Scholarship und Studienförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung). Außerdem erhielt ich vom Altstipendiatenverein der Konrad-Adenauer-Stiftung ein zinsfreies Darlehen gewährt. Andernfalls hätte ich das Vorhaben in den USA nicht realisieren können. Aufgrund des Zeitpunkts meiner Bewerbung (Bewerbung im Dezember 2018, Zulassung Ende Januar 2019 nach einem Skype-Interview mit Jennifer D’Arcy Maher (International Studies Office), Frist für die Annahme im April 2019, Bekanntgabe der schriftlichen Examensergebnisse im Juni 2019, LL.M. von August 2019 bis Mai 2020) waren eine Förderung durch Fulbright und DAAD nicht möglich.

Bewusste Entscheidung für einen LL.M. in den USA und gegen einen LL.M. in UK

Ich entschied mich bewusst für ein Programm in den USA. Erstens belegen dort LL.M.-Studenten an den meisten Law Schools nahezu alle Kurse zusammen mit den J.D.-Studenten (J.D. = US-amerikanisches Jurastudium) und haben somit maximale Auswahl sowie Flexibilität. Aufgrund des Studiensystems und der Spezialisierung der LL.M.-Kurse in UK ist dies nicht möglich.

Zweitens können Klausuren oder andere Leistungen erbracht werden. In UK werden meines Wissens (ausschließlich) Essays und Papers angefertigt.

Drittens wollte ich mich für ein kleines Programm mit relativ wenigen Deutschen entscheiden.

Netter Nebeneffekt ist, dass man mit geringen Einschränkungen in der Kurswahl die Voraussetzungen für das New York Bar Exam (Anwaltsprüfung im Bundesstaat New York) erlangen kann. Seit 2018 ist allerdings im Rahmen des Skills Competency Requirement der Nachweis von praktischer Tätigkeit in einem bestimmten Umfang erforderlich, was bei einer Zulassung vor Beendigung des Referendariats problematisch sein kann.

Das Profil der Duke Law School und meine spezielle Kurswahl

Die Duke Law School zeichnet sich durch einen Schwerpunkt im Wirtschaftsrecht aus – ein weiterer Grund für meine Wahl. Die Kurse waren exzellent. Hervorzuheben ist in dem Zusammenhang Professor James D. Cox – der „Superstar“ der Law School. Die Professoren interessieren sich wirklich für die Studenten, Sprechstunden sollten ausdrücklich wahrgenommen werden.

Ich stellte mir mein eigenes Programm zusammen. Aus dem dreijährigen J.D.-Curriculum konnte ich jeden Kurs wählen. Konkret belegte ich vor allem spezielle (z.B. Law on Mars) und nicht-juristische Kurse (Analytical Methods und Business Strategy for Lawyers). Außerdem profitierte ich sehr von innovativen Kursen im Bereich KI und Robotertechnik, die von Jeff Ward, dem Leiter des Duke Center on Law and Technology, leidenschaftlich gelehrt wurden. In einem weiteren Kurs simulierten wir Verhandlungen und lernten dabei viel für das (spätere) Berufsleben. Anfangs war ich skeptisch, ob das nicht eher ein „Stundenfüller“ werden würde. Diese Skepsis verflog bereits nach der ersten Einheit. Es war wahrscheinlich einer der hilfreichsten Kurse überhaupt. Außerdem registrierte ich mich für einen MBA-Kurs an der renommierten Fuqua School of Business im Bereich Blockchain bei „Cam“ Harvey. Cam hat mich nachhaltig für diese Zukunftstechnologie begeistert. In einer Kleingruppe entwickelten wir eine Blockchain-Anwendung für die Erstellung und das Management von Zeugnissen.

Duke Chapel – das Wahrzeichen der Universität

Das Leben auf dem Campus und die Blue Devils

Ich habe sehr viel Zeit auf dem Campus verbracht und mich an der Law School engagiert. Ich betreute u.a. das Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Team der Law School mit und engagierte mich in der Duke European Law Society. Darüber hinaus nutze ich die vielfältigen Angebote vor Ort und nahm an diversen Veranstaltungen teil. Wir hatten ein LL.M.-Team für die Fußball-Uniliga und die fakultätseigene Bowling-Liga. Darüber hinaus reisten wir zusammen für die ISIP-Job-Fair nach New York.

Die Sportstätten der Universität sind fantastisch. Tennisplätze, Schwimmbäder, Fitnessstudios mit Sauna und diverse Stadien runden das Campus-Erlebnis ab.

Wallace Wade Stadium (Football)

Omnipräsentes Thema an der Duke University ist das Thema Basketball. Wir haben seit Jahren eines der besten College-Basketball-Teams des Landes (Duke Blue Devils). Das vergleichsweise kleine Stadion erzeugt eine einzigartige Atmosphäre.

Basketballspiel im Cameron Indoor Stadium

Um die Chancen auf ein heißbegehrtes Saisonticket zu erhöhen, gibt es die Möglichkeit des Campout. Dabei muss man an einem Wochenende in „Krzyzwskiville“ (ein bestimmtes Areal auf dem West Campus, benannt nach dem legendären Head Coach Mike Krzyzewski) ausharren und sich ständig für Zufallskontrollen bereit halten. Jeder Teilnehmer hat ein Zeitfenster von 10 Minuten, in dem er sich „zurückmelden“ kann. Je mehr Rückmeldungen man am Ende des Wochenendes vorweisen kann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit über die Lotterie ein Saisonticket zu ergattern. Nach einem anstrengenden Wochenende ohne viel Schlaf, aber mit einer großen Portion Glück, konnte ich mir eine Saisonkarte für die Saison 2019/2020 sichern.

Ich werde mich immer an die emotionalen Nächte im Cameron Indoor Stadium erinnern („Let’s go Duke, let’s go Blue Devils“).

Vorbereitungen zum Campout in Krzyzwskiville

Wie so häufig prägen vor allem die Menschen die Atmosphäre. Ich hatte das Gefühl, dass die 100 Teilnehmer des LL.M.-Programms eine sehr gute Gruppengröße bildeten. Mit 40 verschiedenen Nationalitäten zwischen 21 und 40 Jahren hatten wir ein sehr gemischtes Programm, wobei die meisten zwischen 27 und 31 Jahren alt waren. Zwischen den LL.M.-Studenten herrschte ein toller Zusammenhalt und wir führten bis zuletzt Events mit nahezu alle LL.M.s durch.

Durham und Umgebung

Die Stadt Durham wird durch die Duke University geprägt. Die Innenstadt hat in den letzten zehn Jahren einen Wandel erfahren und eine tolle Barszene. Zusammen mit Chapel Hill und Raleigh bildet Durham das Research Triangle. Raleigh ist eine Großstadt und hat einiges zu bieten. Die Strände in North und South Carolina sind ca. zwei bis vier Stunden mit dem Auto von Durham entfernt und wunderschön. Auch außerhalb den USA sind z.B. die Outer Banks durch die gleichnamige Serie auf Netflix bekannt.

Ich wohnte in einem Apartmentkomplex nahe des West Campus und würde es auch wieder so machen. Zum einen verbringt man die meiste Zeit auf dem Campus und profitiert so von den kurzen Wegen. Zum anderen lebten die meisten LL.M.s im gleichen oder benachbarten Komplex, was den Kontakt untereinander sehr vereinfachte. Die gemeinsamen Abende bleiben unvergesslich.

Die Lebenshaltungskosten in Durham sind wesentlich geringer als in den großen Metropolen. Ich habe ein wenig mehr als in Deutschland ausgegeben. Nach europäischen Standards ist Durham auch gut mit dem Fahrrad bewältigbar. Obwohl die Universitäten die Gegend prägen, erfährt man den Southern Spirit und versteht die US-Amerikaner besser.

Das LL.M.-Jahr war bis jetzt das schönste meines Lebens. Die Erinnerungen, Freunde und Kontakte werden für immer bleiben. Ich bin stolz ein Blue Devil zu sein!

Hinweis: Der Erfahrungsbericht des Autors entspricht weitestgehend dem gleichnamigen Bericht in dem Buch „Der LL.M.“ (2021) von e-fellows.

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