Ein Netzwerk, das für immer bleibt – Erfahrungsbericht zum LL.M. Studium an der Duke University School of Law (2021/2022)

Veröffentlicht am 9.9.2022

Jeanette Kersten, LL.M. (Duke)

Ich absolvierte mein LL.M.-Studium an der Duke University als Teil der Class of 2022 nach Abschluss des ersten Staatsexamens. Es war eine tolle und sehr inspirierende Erfahrung, die ich nicht missen möchte

Inhalt

Gründe für die Wahl der Law School und das Bewerbungsverfahren

Nach dem Zusammenstellen der entsprechenden Unterlagen (Lebenslauf, Motivationsschreiben, Zeugnisse) und der Absolvierung des TOEFL, bewarb ich mich über das Bewerbungsportal LSAC bei mehreren amerikanischen Universitäten. Dabei ist es ratsam, sich möglichst früh mit den Bewerbungsfristen und erforderlichen Dokumenten auseinanderzusetzen, da die Bewerbung teilweise sehr aufwendig sein kann. So wird unter anderem gefordert, dass alle Zeugnisse direkt von den deutschen Universitäten in die USA verschickt und auf die Universitäten zugeschnittene Motivationsschreiben (Personal Statements) erstellt werden.

Ausschlaggebend für die Entscheidung das Angebot von Duke anzunehmen, war letztendlich ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, wie die Reputation der Law School (die Universität wird auch das „Harvard of the South“ genannt und ist regelmäßig unter den T-14 Law Schools), die große Kursauswahl, die Größe des LL.M.-Jahrgangs (ca. 90 Studenten), die Höhe des Stipendiums und vor allem der persönliche Kontakt, der bereits im Rahmen des Bewerbungsprozesses entstand. Die Duke University erfordert ein Interview am Ende des Bewerbungsprozesses, in dessen Rahmen man noch einmal die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen. Nach Erhalt einer Zusage stellen Mitglieder des International Studies Office direkt Kontakte zu aktuellen und ehemaligen LL.M-Studenten aus Deutschland her. Das weltweite Duke-Netzwerk ist sehr hilfreich. So habe ich noch vor Beginn des LL.M. die Möglichkeit genutzt, mich intensiv mit Ehemaligen auszutauschen und diese auch persönlich zu treffen.

Die Duke Chapel auf dem Campus
Die Duke Chapel auf dem Campus

Law School und Kurswahl

Zu Beginn des LL.M. gibt es eine „Orientation Week“, in der zum Beispiel das Kursangebot der Universität noch einmal erläutert wird, Professoren sich vorstellen und man erste Kontakte knüpft. Zusätzlich wird man einem „Lead fellow“ zugeordnet, ein Jurastudent, der als weiterer Ansprechpartner dient und der auch kleine Gruppentreffen organisiert, um erste Eindrücke von der Universität und Durham zu vermitteln.

An der Law School gibt es eine große Auswahl an Kursen, die man grundsätzlich frei wählen kann. Nur wenn man zum Beispiel das New York Bar Exam oder eines der LL.M.-Zertifikate (Environmental and Energy Law Certificate, Business Law Certificate oder IP, Science and Technology Law Certificate) anstrebt, muss man einige bestimmte Kurse belegen.

Es gibt auch Simulationskurse und Kurse in sehr speziellen Themengebieten (zum Beispiel Negotiations, Analytical Methods oder Use of Force in International Law: Cyber, Drones, Hostage Rescues, Piracy, and more). Ich kann nur empfehlen, sich einmal an unbekannte Themen heranzuwagen, vor allem da man am Anfang des Semesters auch noch die Möglichkeit hat, seine Kurswahl zu ändern, falls einem ein Kurs doch nicht gefällt. Die Sprechzeiten der Professoren sollte man wahrnehmen, da es, anders als in Deutschland, eine „open door policy“ gibt. Man kann zudem auch Kurse an anderen Fakultäten belegen, wie zum Beispiel der Fuqua School of Business, die sich direkt neben der Law School befindet.

Zusätzlich gibt es an der juristischen Fakultät alle möglichen Clubs und Societies, das heißt es ist für jedes Interessengebiet etwas dabei. So gibt es zum Beispiel Journals, denen man sich anschließen kann, oder auch Societies wie die Business Law, Music Law oder Sports and Entertainment Law Societies, um nur einige sehr wenige zu nennen. Diese bieten viele Vorträge von Gastsprechern und Networking-Events in den Mittagspausen an oder organisieren gemeinsame Treffen.

Noch ein Tipp: Wenn man sich dazu entscheidet, das New York Bar Exam im Anschluss an den LL.M. zu schreiben, sollte man sich so früh wie möglich anmelden, da es eine Anmeldefrist gibt und es auch manchmal zu Problemen bei der Anerkennung von Studienleistungen der Heimatuniversität kommt, sodass man Unterlagen nachreichen muss. Die Dokumente dürfen immer nur direkt von der Universität selbst in die USA per Post verschickt werden, was auch noch einmal extra Zeit in Anspruch nehmen kann.

Campusleben

Der Campus ist in den East und West Campus aufgeteilt, wobei man als LL.M.-Student nur auf dem West Campus ist. Dort befindet sich die Law School mit Bibliothek, viele Sportstätten, Cafés und Restaurants. Als Freizeitmöglichkeiten bietet die Universität unzählige Sportclubs und kostenlosen Zugang zum Fitnessstudio an. Von Reiten und Schwimmen bis zu Fußball und Badminton ist fast alles dabei. Dafür hat die Universität auch eigene Tennisplätze, Schwimmbäder, Fitnessstudios, eine Kletterwand und diverse Stadien. Ferner bietet die Universität auch kostenlose „Wellnessangebote“ an, die aus Malworkshops, Meditationskursen oder Musikkursen bestehen können.

Der Campus ist sehr grün und es gibt unter anderem noch einen botanischen Garten (Sarah P. Duke Gardens) und den Duke Pond. Diese Orte werden auch gerne zum Lernen benutzt, wenn man nicht in eine der vielen Bibliotheken möchte.

Ein Highlight sind die Basketballspiele. Die Duke Blue Devils sind seit Jahren eines der besten College-Basketball-Teams des Landes und viele der Spiele finden im eigenen Cameron Indoor Stadium statt. Mein LL.M. fiel zudem in das Abschiedsjahr des legendären Trainers Mike Krzyzewski („Coach K“) und ich hatte die Möglichkeit einige seiner letzten Spiele zu sehen.

Das Cameron Indoor Stadium, in dem die Basketballspiele stattfinden
Das Cameron Indoor Stadium, in dem die Basketballspiele stattfinden

Die Stadt Durham und Umgebung

Durham liegt im Staat North Carolina im sogenannten Research Triangle. North Carolina bietet fast das ganze Jahr gutes Wetter. Der Winter ist kurz und mild, während es im Frühling, Sommer und Herbst fast immer sehr warm ist. 

Raleigh, die Hauptstadt von North Carolina, ist ca. 20 Minuten entfernt. Viele der Studenten nehmen dort kulturelle Angebote wahr oder gehen auf Konzerte internationaler Stars.

Während des LL.M. gab es auch gemeinsam organisierte Ausflüge innerhalb North Carolinas an die Strände der Outer Banks, zum Wandern in die Blue Ridge Mountains oder zum Skifahren. Die Küste kann man zum Beispiel in ca. 2 Stunden erreichen, Asheville und Umgebung mit Bergen und Wasserfällen im Westen sind ca. 3 Stunden entfernt.

Nicht jeder der LL.M.s hatte ein Auto für die Zeit des Studiums gekauft oder gemietet, jedoch werden immer Mitfahrgelegenheiten untereinander angeboten, sodass man auch ohne eigenes Auto auskommen kann, wenn man in Campusnähe wohnt. Die Stadt Durham selbst besticht trotz der beschaulichen Größe durch nette Restaurants und Bars, die man gemeinsam erkunden kann. Die Südstaaten sind insbesondere für ihr BBQ bekannt, bieten aber auch gute Optionen für vegane und vegetarische Geschmäcker.

Blick über die Blue Ridge Mountains
Blick über die Blue Ridge Mountains

Wohnungssituation

Als LL.M.-Student wohnt man nicht auf dem Campus der Duke University. Es gibt jedoch genügend Studentenunterkünfte direkt neben dem Campus oder auch Downtown. Dabei gibt es verschiedene Preiskategorien, dennoch sind fast alle teurer als die Wohnungspreise, die man als Student in Deutschland gewohnt ist. Dabei sollte jedoch erwähnt werden, dass Durham im Vergleich zu den meisten anderen Universitätsstädten in den USA noch günstiger ist. Viele der LL.Ms suchen sich auch WGs. Nach einer Zusage für einen LL.M. bekommt man Tipps zur Unterkunftssuche von der Universität und einen hilfreichen Guide über Duke, Durham und Umgebung mit Tipps von ehemaligen Studenten. Dieser beinhaltet unter anderem Informationen zu allen möglichen Alltagsfragen, wie zum Beispiel Autovermietung, Absolvierung des amerikanischen Führerscheins, welche Handy-Sim-Karten sich lohnen, wo man essen gehen kann und vieles mehr.

Fazit

Ich kann das LL.M.-Programm an der Duke University wärmstens empfehlen. Wenn man einen LL.M. im familiären Umfeld mit inspirierenden Persönlichkeiten und authentischem College-Erlebnis sucht, ist die Duke University genau der richtige Ort.

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