Go Duke!
Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der Duke University School of Law (2023/2024)
Mein Jahr an der Duke University war eine außergewöhnliche und bereichernde Erfahrung, die ich in sehr guter Erinnerung halte. Im Folgenden möchte ich diese Eindrücke teilen, um auch andere zu ermutigen, ein LL.M.-Studium in Betracht zu ziehen.
Inhalt
Vorteile eines LL.M.-Studiums, Timing und Finanzierung
Für mich war recht früh im Jurastudium klar, dass ich noch einen LL.M. absolvieren wollte. Ein LL.M.-Studium bietet die einzigartige Gelegenheit, ein weiteres Rechtssystem kennenzulernen, das eigene juristische Wissen gezielt zu vertiefen und die Sprachkenntnisse auf ein neues Niveau zu heben. Gleichzeitig ermöglicht es den Kontakt mit Juristen aus verschiedenen Ländern und Kulturen, was sowohl beruflich als auch persönlich von großem Wert ist.
Die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für den LL.M. ist, und wie die Finanzierung organisiert werden kann, erfordert jedoch sorgfältige Überlegungen. Die hohen Kosten, insbesondere in den USA, können abschreckend sein. Für mich war es daher sinnvoll, den LL.M. erst nach Abschluss meines Referendariats anzugehen. Diese Entscheidung gab mir die Gelegenheit, zusätzliche Arbeitserfahrung zu sammeln und meine beruflichen Interessen zu schärfen.
Die Finanzierung des LL.M. gestaltet sich für jeden individuell. Neben Stipendienprogrammen der Studienstiftung, Fulbright und DAAD bieten viele Universitäten eigene Fördermöglichkeiten an (Stipendien und Fellowships). Es ist ratsam, sich direkt mit den Universitäten dazu auszutauschen und auch zu verhandeln. Es gibt daneben viele Finanzierungsmöglichkeiten, die es wert sind, erörtert zu werden. Mir hat Duke beispielsweise ein Stipendium in Form eines Teilerlasses auf die Studiengebühren gewährt. Die übrigen Studiengebühren und meinen Lebensunterhalt habe ich mit eigenen Mitteln aus meiner Tätigkeit als Rechtsanwältin vor dem Beginn des Studiums und (Arbeitgeber-)Darlehen finanziert. Viele beginnen ihren LL.M. übrigens nach einigen Jahren Berufserfahrung, wobei Arbeitgeber oft finanzielle Unterstützung leisten. Die Sorge, „zu alt“ für ein LL.M.-Studium zu sein, ist aus meiner Sicht unbegründet. Viele meiner Kommilitonen waren über 30 Jahre alt und hatten eine ebenso erfüllte und erfolgreiche Zeit. Manche kamen sogar mit ihren Familien.
Bewerbungsverfahren
Vor dem Start des Bewerbungsprozesses war für mich die Teilnahme an LL.M.-Messen in München und Frankfurt besonders hilfreich. Dort hatte ich die Gelegenheit, Vertreter und Alumni verschiedener Universitäten persönlich zu treffen. Diese Gespräche haben mir dabei geholfen, meine Prioritäten zu klären: Wo möchte ich studieren? Was bietet das jeweilige Programm und was ist mir dabei wichtig?
Der Bewerbungsprozess selbst ist – bekanntermaßen – anspruchsvoll und erfordert eine gute Organisation. Es ist wichtig, alle Fristen und Anforderungen im Blick zu behalten – erstaunlicherweise hat jede Universität eigene Vorgaben. Dies lässt sich jedoch gut durch eine Excel-Tabelle organisieren. Die Bewerbung läuft überwiegend über die Plattform LSAC ab – alle Zeugnisse samt Übersetzungen und Empfehlungsschreiben müssen direkt von den Ausstellern an LSAC übermittelt werden. Es kann viel Zeit in Anspruch nehmen bis LSAC die Dokumente empfangen und bearbeitet hat. Es ist daher ratsam, so früh wie möglich mit der Planung und Einholung von Empfehlungsschreiben sowie Übersetzungen zu beginnen.
Warum Duke?
Ein entscheidender Aspekt dafür, warum ich mich für Duke entschieden habe, war die Atmosphäre. Nach meinem Studium in München war es mir wichtig, ein persönlicheres und kleineres Programm zu wählen, das es mir ermöglichte, Kontakte auch außerhalb des LL.M.-Programms zu knüpfen. Duke bot genau das: Ein überschaubares Programm mit einer starken internationalen Gemeinschaft und die Möglichkeit, Kurse gemeinsam mit amerikanischen Studierenden zu belegen.
Was mich letztlich von Duke überzeugte, war der umfangreiche Kurskatalog sowie die herausragende Expertise der Professoren. Der Kurs „Climate Change and Financial Markets“ von Professor Sarah Bloom Raskin weckte mein Interesse während meiner Recherche und als ich ihn im Spring-Semester belegte, war ich hellauf begeistert. Ebenso möchte ich die Kurse „Private Equity“ und „Business Associations“ von Professor Elisabeth de Fontenay hervorheben, die durch ihre interaktive und praxisnahe Lehre besonders spannend waren.
Schließlich bestätigten auch die Gespräche mit aktuellen Studierenden und Alumni sowie ein persönliches Gespräch mit dem Associate Dean für International Studies meine Entscheidung. Die Offenheit und Flexibilität der Universität im Bewerbungsprozess sowie die persönliche Betreuung machten mir deutlich, dass Duke nicht nur akademisch, sondern auch auf persönlicher Ebene der richtige Ort für mich war.
Studium an der Duke University
Das LL.M.-Programm an der Duke University ist überschaubar und umfasst etwa 80 bis 90 Studierende aus bis zu 40 verschiedenen Ländern. Diese Größe ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit den Kommilitonen und bietet zugleich die Möglichkeit, aus der typischen „LL.M.-Bubble“ auszutreten, da die meisten Kurse gemeinsam mit J.D.-Studierenden belegt werden.
Duke bietet außerdem vier Schwerpunkte an:
- Entrepreneurship,
- Environmental & Energy Law,
- Business Law und
- Intellectual Property, Science & Technology.
Für mich kam von Anfang an nur der Business-Law-Schwerpunkt in Frage, da dies meinen beruflichen Interessen am meisten entsprach. Eine Spezialisierung ist aber nicht zwingend erforderlich; es besteht die Möglichkeit, Kurse aus verschiedenen Bereichen zu kombinieren.
Neben dem herausragenden akademischen Angebot können sich Studierende in verschiedenen „Affinity Groups“ engagieren, die wertvolle Netzwerkmöglichkeiten bieten. So bot die Business Law Society wöchentliche Treffen und Kurse mit Anwälten amerikanischer Kanzleien und Dinner-Events mit diesen an, während die Gruppen First Class und First Generation Professionals zusätzlich den Fokus darauflegten, ein Netzwerk für Studierende und Juristen erster Generation zu schaffen. Besonders bereichernd fand ich auch meine Erfahrungen in der Middle Eastern and North African Law Students Association. Hier haben wir neben klassischen Networking-Veranstaltungen für MENA-Juristen zum Beispiel ein Nowruz-Dinner für die gesamte Law School organisiert, das Professoren, Anwälte und Studierende sämtlicher Kulturen zusammengebracht hat.
Es gibt auch viele Möglichkeiten, sich pro bono zu engagieren. Neben etlichen Angeboten auf dem Campus, findet jedes Jahr in den Herbst- und Frühlingsferien ein Ausflug nach Asheville in eine Pro-Bono-Clinic statt, wo man bedürftige Personen juristisch unterstützen kann.
Leben und Aktivitäten in Durham, North Carolina
Durham ist eine für amerikanische Verhältnisse recht kleine Stadt, die aber sehr lebenswert ist. Neben dem Tobacco District mit vielen schönen Bars (z.B. The Waiting Room) und dem historischen Brightleaf Square in der Innenstadt, gibt es noch die 9th Street am East Campus mit vielen Bars und sehr guten Restaurants – empfehlenswert sind insbesondere Dain’s und Szechuan Mansion Hotpot.
Studierende wohnen überwiegend in großen Apartmentkomplexen, die sich in der Nähe des West Campus befinden, wo auch die Law School ist. Ich habe mich für ein Townhouse am East Campus mit amerikanischen Mitbewohnern entschieden, welches ich über DukeList gefunden habe. Der East Campus befindet sich zwischen der Law School und der Innenstadt, sodass man es zu beiden nicht weit hat. Von dort fahren sowohl Busse in die Innenstadt als auch zur Universität. Daneben bietet Duke (über TransLoc) Montag bis Samstag von 18:30 Uhr bis 2:30 Uhr eine Art Taxiservice für Studierende und Fakultätsmitglieder an, den ich häufig genutzt habe. Ein Auto benötigt man in Durham also nicht
Wer sportbegeistert ist, wird das Sportprogramm an der Duke University sehr schätzen. Neben fast täglichen Möglichkeiten, Football-, Fußball-, Basketballspiele und vieles mehr anzuschauen, kann man sich auch selbst in verschiedenen Uni-Sportvereinen betätigen und ein echter Blue Devil werden.
Außerhalb des Campus bietet Durham und Umgebung auch Baseball, Eishockey und – wir sind ja im Süden – Rodeos. Wer sich in den Südstaaten aufhält, muss auch ganz unbedingt Southern BBQ probieren – sehr empfehlenswert.
Und wer lieber Ausflüge macht, für den bietet North Carolina sowohl Strände als auch Berge, die sich super zum Wandern eignen. Daneben haben wir in Gruppen häufig Roadtrips zu anderen Städten in der „näheren“ Umgebung gemacht wie Atlanta und Savannah in Georgia, Charleston in South Carolina, Washington D.C., Virginia Beach und sogar Miami. Wer viele Städte- und Roadtrips plant, sollte sich überlegen, ein Auto zu mieten und den NC-Führerschein zu machen.
Fazit
Mein Jahr an der Duke University war eine unglaublich bereichernde und prägende Erfahrung, die sowohl meinen beruflichen als auch meinen persönlichen Horizont erweitert hat. Ich kann jedem, der seine juristische Karriere international ausrichten möchte, nur empfehlen, diesen Schritt zu wagen.
Wenn Du Dich für Duke interessierst, stehe ich Dir gerne für Fragen zur Verfügung. Aber egal, für welche Universität Du Dich entscheidest – ein LL.M. ist eine einzigartige Gelegenheit, Dich sowohl fachlich als auch persönlich weiterzuentwickeln und wertvolle Erfahrung zu sammeln.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei den Bewerbungen und viel Freude, wenn es so weit ist!
Du willst ebenfalls einen Erfahrungsbericht veröffentlichen und andere an Deinen Erfahrungen und Erlebnissen im Rahmen Deines LL.M.-Studiums teilhaben lassen? Mehr Informationen zum Ablauf findest du hier.