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Go Duke!

Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der Duke University School of Law (2023/2024)

Veröffentlicht am 16.10.2024

Torin Reich, LL.M. (Duke)

Doktorand an der Universität zu Köln

Der Wunsch nach einem LL.M. in den USA entstand bei mir bereits im 5. Semester. Die Vorstellung, ein anderes Rechtssystem kennenzulernen und das noch dazu an einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte unserer Zeit, hatte bereits während meines Studiums einen besonderen Reiz. Der LL.M. an der Duke University School of Law war geplant und wurde schlussendlich auch zur Belohnung für die herausfordernde Vorbereitungszeit auf das Erste Staatsexamen.

Inhalt

Vorbereitungsphase, Bewerbung und Finanzierung

Ein LL.M. ist unabhängig vom Studiendort mit ausgiebiger Vorbereitung verbunden. Studienaufenthalte in den USA sind hierbei definitiv am oberen Ende der Aufwands-Skala anzusiedeln, weshalb unbedingt ausreichend Zeit eingeplant werden sollte. Die Beschaffung der notwendigen Unterlagen und die Einreichung über die zentrale Bewerbungsplattform LSAC hat mich viel Zeit gekostet. Es ist daher zu empfehlen, sich früh und ausführlich mit der Materie zu befassen. Internetseiten wie LL.M. Essentials, aber auch Online-Veranstaltungen oder die Teilnahme an LL.M.-Messen bieten eine optimale Möglichkeit, einen Großteil allgemeiner Informationen (LSAC, Finanzierungsmöglichkeiten etc.) zu gewinnen, aber auch ein Gefühl für die große Auswahl an Universitäten zu bekommen.

Ich selbst habe im Jahr vor dem Auslandsaufenthalt an zwei LL.M.-Messen teilgenommen und kann dies auch nur allen empfehlen. Neben dem ersten direkten Kontakt zu Vertretern einer Vielzahl von amerikanischen Law Schools hat mir persönlich gerade der Austausch mit LL.M.-Absolventen aus vorherigen Jahrgängen die meisten Einblicke ermöglicht. Aus eben jenen Interaktionen erfuhr ich früh, dass die Law Schools nicht nur regelmäßig Tuition Waiver vergeben, sondern auch, dass sie in Bezug auf die Höhe der Waiver gerne mit sich verhandeln lassen, wenn mehrere Angebote anderer Law Schools im Raum stehen. Schlussendlich ermöglichte mir ein solcher Waiver, in Verbindung mit einem privaten Darlehen, den Aufenthalt an der Duke.

Die Vertreter der Law Schools geben zudem Hinweise, was für sie eine gute Bewerbung ausmacht. Auch wenn der Wert von Examensnoten nicht zu vernachlässigen ist, verfolgen die Law Schools grundsätzlich einen holistischen Ansatz und beziehen die verschiedenen Aspekte der bisherigen persönlichen und professionellen Erfolge aktiv in ihre Entscheidung mit ein. Neben dem Motivationsschreiben und der Stipendiumsbewerbung, in denen man bestimmte Aspekte seiner bisherigen Laufbahn hervorheben kann, ist im Zulassungsverfahren der Duke auch ein Online-Kennenlerngespräch mit dem Associate Dean of International Studies integriert. Dieses Gespräch soll beiden Seiten dabei helfen, final festzustellen, ob Duke die richtige Wahl für den LL.M. ist. Für mich machte dieser persönliche Ansatz und die Möglichkeit, weitere Fragen zu stellen, einen großen Unterschied gegenüber anderen Law Schools und blieb mir sehr positiv im Gedächtnis.

Blick auf die Chapel
Blick auf die Chapel

Das Programm an der Duke University School of Law

Das LL.M.-Programm an der Duke ist im US-Vergleich mit ca. 90 Studierenden verhältnismäßig klein. In der Kurswahl ist man, mit Ausnahme von zwei LL.M.-Pflichtkursen (Distinctive Aspects of US Law und Legal Analysis, Research and Writing for International Students), frei. Es können grundsätzlich alle Kurse des jeweiligen Semesters gewählt werden. Bei der akademischen Planung muss man beachten, dass nicht alle Kurse auch jedes Semester angeboten werden. Die Kursgröße variiert stark nach Art der angebotenen Lehrveranstaltungen. Ich war zum Teil in Seminaren mit acht Kommilitonen und hatte keine Vorlesung, die von mehr als 90 Studierenden besucht wurde. In den meisten meiner Kurse waren wir ca. 35 Studierende, was für eine persönliche Lernatmosphäre sorgte.

Mir hat besonders gut gefallen, dass ich in allen Kursen Seite an Seite mit den J.D.-Studierenden saß und auch mit ihnen auf der Curve bewertet wurde, was das Zugehörigkeitsgefühl stärkte. Die Curve bewertet die eigene Leistung im Vergleich zu den anderen Studierenden. Das System soll die Verteilung der Noten, bei einem gesetzten Mittelwert, innerhalb der Klasse widerspiegeln, wobei die Hälfte der Studierenden eine Bewertung über oder auf und die andere Hälfte unter oder auf diesem Wert erhält. Ich wählte zudem Kurse wie Negotiations, um noch mehr mit und von den amerikanischen Studierenden zu lernen. Mir war wichtig, dass ich die Kursvoraussetzungen für das New York Bar Exam erfülle, was mich in der Kurswahl etwas einschränkte. Trotzdem konnte ich auch nicht-juristische Kurse, wie Analytical Methods und Business Strategy for Lawyers, wählen, die einen Blick über den juristischen Tellerrand ermöglichten.

Zudem kann ich nur empfehlen, eine der vielen praxisorientierten Lerngelegenheiten zu nutzen. Ich entschied mich dazu, ein Externship zu absolvieren. Das semesterlange Externship-Programm der Duke ermöglicht es, an einem Tag in der Woche in einem Unternehmen eigener Wahl zu arbeiten. Ich absolvierte mein Externship bei DUMAC Inc., dem Asset und Investment Manager der Universität. Dabei durfte ich nicht nur die rechtlichen, sondern insbesondere die wirtschaftlichen Aspekte der Organisation kennenlernen, die unter anderem den Endowment Fund der Universität verwaltet. Amerikanische Universitäten haben häufig Stiftungsfonds mit großen Vermögenswerten, welche sie über verschiedene Anlageklassen investieren, um mit den Gewinnen einen Teil der Ausgaben der Universität zu finanzieren. Über das Externship-Programm konnte ich Einblicke in diese Tätigkeit gewinnen.

Blick über einen Teil des West Campus
Blick über einen Teil des West Campus

Meine Entscheidung und was den LL.M. an der Duke für mich auszeichnet

Wie bereits erwähnt überzeugte mich bereits zu Beginn der persönliche Ansatz, den die Duke verfolgt. Angefangen bei den Mitarbeitenden des International Office, über die Professoren bis hin zu den (ehemaligen und aktuellen) Studierenden. Ich entschied mich aktiv für eine etwas kleinere Stadt in einem Teil von Amerika, der nicht unbedingt ein klassisches Urlaubsziel darstellt, um andere Seiten des Landes kennenzulernen. Ausschlaggebend für mich war zudem die geringe Jahrgangsgröße, die tiefgreifende Kontakte zu meinen Kommilitonen aus aller Welt versprach, was sich auch bewahrheitete. Der persönliche Ansatz ließ auch über das Jahr nicht nach. Die Bemühungen aller zur Integrierung der internationalen Studierenden sorgten dafür, dass man sich zu jeder Zeit wohl und willkommen fühlte. Bereits vor Studienbeginn organisierte die Law School zahlreiche Informationsveranstaltungen für uns. In der Einführungswoche, die wir vor dem Start für die amerikanischen Studierenden hatten, stellten sich uns alle Verantwortlichen vor und bestärkte uns immer wieder darin, mit allen Personen in der Law School ins Gespräch zu kommen. Die Professoren hatten auch außerhalb der Vorlesungen immer Zeit für uns und sorgten für eine fordernde, aber auch sehr fördernde Atmosphäre. Insgesamt machten die Menschen, die ich in der Zeit kennenlernen durfte, den Aufenthalt in den USA unvergesslich.

Leben in Durham

Die Stadt Durham selbst ist im Vergleich zu anderen US-Großstädten eher klein und stark von der University geprägt. Abgesehen von den Campus-Bussen sind die öffentlichen Verkehrsmittel zwar nicht optimal, aber dennoch ist ein Auto nicht notwendig. Sollte man doch einmal ein Auto für Roadtrips oder ähnliches benötigen, kann man dieses problemlos bei einer der Autovermietungen mieten. Die Lage der Stadt ermöglicht es einem in nur 2–3 Stunden Fahrt die Natur am Meer oder in den Bergen zu genießen.

Die Lebensqualität in der Stadt selbst habe ich als sehr hoch empfunden. Ich habe in einem Gebäudekomplex in unmittelbarer Nähe zum West Campus und damit auch der Law School gewohnt. Ich konnte mich täglich zwischen einem 20-minütigen Spaziergang oder einer kurzen Fahrt mit dem Campus-Bus entscheiden. Der Wohnungsguide der Law School, welcher angehenden Studierenden zur Verfügung gestellt wird, gibt einem einen guten Überblick über die Lage, Preise und Ausstattung der verschiedensten Wohnmöglichkeiten und ermöglicht eine gute Wohnungswahl zu treffen, auch ohne bisher vor Ort gewesen zu sein. Viele der größeren Gebäudekomplexe sind mit Gemeinschaftsräumen, Fitnessstudios und Pools ausgestattet und sind dennoch im US-Vergleich erschwinglich. Ich selbst konnte mit meinem Mitbewohner komfortabel in einem 2-Bedroom 2-Bathroom Apartment für unter 900 Euro pro Person leben.

Durham selbst ist klein, aber interessant, mit einer Vielzahl an Bars und Restaurants. Das nahezu durchgehend gute Wetter verleitet dazu, die unzähligen Outdoor-Angebote wahrzunehmen. Ich habe die Zeit in Durham unter anderem dazu genutzt, mit dem Tennisspielen anzufangen.

Der fußläufig von der Law School zu erreichende Duke University Golf Course
Der fußläufig von der Law School zu erreichende Duke University Golf Course

Und wenn man einmal etwas Abstand von der Stadt gewinnen will, ist der kleine und sehr gut angebundene Flughafen nur eine ca. 25-minütige Uber-Fahrt entfernt. Der gut organisierte und selten überfüllte Flughafen reduzierte den Reisestress während der Semesterferien auf ein Minimum.

Campus und Atmosphäre

Die Duke University hat einen wunderschönen und weitläufigen Campus. Ein Spaziergang durch die Sarah P. Duke Gardens oder eine ausgiebige Mittagspause im uni-eigenen Restaurant-Komplex bieten den perfekten Ausgleich zum teilweise stressigen Law-School-Alltag.

Die Sarah P. Duke Gardens im August
Die Sarah P. Duke Gardens im August

Täglich wird einem der hohe Stellenwert des College Sports an der Duke bewusst und der Schlachtruf „Go Duke!“ geht schnell in den eigenen Wortschatz über. Die Sportanlagen der Universität (Tennisplätze, Schwimmbäder, Fitnessstudios und mehrere Stadien) sind beeindruckend. Die Duke ist in erster Linie bekannt für ihre Basketballmannschaft. Während meiner LL.M.-Zeit war auch das Football Team sehr gut und die Spiele im Wallace Wade Stadium wurden zu einem echten Highlight für mich.

Das Wallace Wade Football Stadium beim Eröffnungsspiel und historischem Sieg gegen Clemson
Das Wallace Wade Football Stadium beim Eröffnungsspiel und historischem Sieg gegen Clemson

Fazit

Die Zeit an der Duke war die bis jetzt lehrreichste Zeit meines Lebens. Ich konnte fachlich wie persönlich unfassbar viel mitnehmen und bin mir sicher, dass ich von den Erfahrungen dieses Jahres ein Leben lang zehren werde.

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