LL.M.-Studium in „The Big A” – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der Emory University School of Law (2022/2023)

Veröffentlicht am 9.6.2023

Dr. Marcel Beck, LL.M. (Emory)

Rechtsanwalt bei Gleiss Lutz in Frankfurt am Main

Das LL.M.-Studium an der Emory University School of Law (Emory Law) in Atlanta, Georgia (USA) war eine einmalige und überragende Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Für die Emory University entschied ich mich aufgrund einer Vielzahl an Gründen. Insbesondere sprach für die Law School, dass ein riesiges Kursspektrum angeboten wird, die LL.M.-Klasse vergleichsweise klein ist, der überzeugende persönliche Kontakt, den ich bereits zuvor hatte und die Stadt Atlanta, in der die Law School angesiedelt ist. 

Inhalt

Die Bewerbung für das LL.M.-Programm an der Emory University School of Law

Vertreter der Emory University School of Law lernte ich erstmals im Rahmen des e-fellows.net-LL.M.-day in Frankfurt am Main kennen. Bereits hier überzeugte der persönliche Austausch über die Law School, das Kursprogramm und die individuellen Möglichkeiten, sich im Rahmen des LL.M.-Programms selbst zu verwirklichen. Bereits zu diesem Zeitpunkt verfestigte sich mein Wunsch, das LL.M.-Studium in Atlanta zu absolvieren. Dieser Eindruck wurde verstärkt, nachdem ich mich mit Absolventen des LL.M.-Programms an der Emory University unterhielt und sie begeistert von ihren Erfahrungen berichteten.

Das Bewerbungsverfahren ist mit demjenigen für andere US-amerikanische Law Schools vergleichbar. Neben den üblichen Bewerbungsunterlagen wie einem Statement of Purpose und beglaubigten Übersetzungen meiner Zeugnisse (in meinem Fall erste und zweite Staatsprüfung, Promotionsurkunde, Zwischenprüfungszeugnisse und academic transcript) war auch ein gültiger Test of English as a foreign Language (TOEFL) erforderlich. Zudem mussten zwei Empfehlungsschreiben (letters of recommendation) von Professoren eingereicht werden. Die Bewerbungsdokumente wurden gebündelt über das Law School Admission Council (LSAC) hochgeladen. Wenig später wurde ich zu einem sympathischen Interview mit dem Office of Admissions der Emory University School of Law eingeladen und erhielt kurze Zeit darauf die Zusage. Das Gespräch fand online statt und war sehr angenehm. Es konnte vor allem dazu genutzt werden, letzte Fragen zu stellen. Während des gesamten Bewerbungsprozesses waren die Mitarbeiter des Office of Admissions sehr hilfsbereit und bearbeiteten Anfragen gleichermaßen rasch und effizient. Bereits hier stach Emory äußerst positiv hervor.

Finanziell ermöglicht wurde das Studium an der Emory University School of Law insbesondere durch ein großzügiges merit based scholarship der Law School sowie durch ein Kooperations-scholarship zwischen Emory Law und e-fellows.net.

In offizieller regalia auf dem Emory Campus
In offizieller regalia auf dem Emory Campus

Das Studium an der Emory University School of Law

Emory Law bietet LL.M.-Studenten die Möglichkeit, Kurse nach individuellen fachlichen Interessen auszuwählen, sodass jeder sein eigenes maßgeschneidertes Kursprogramm gestalten kann. Diesen Freiraum im Rahmen des general LL.M.-Programms empfand ich als großen Vorteil, da ich hierdurch meine eigenen (Weiterbildungs-)Schwerpunkte setzen konnte. So konnte ich zum Beispiel die Kurse International Business Transactions, Business Associations, Constitutional Law und Torts belegen. Die einzige Limitierung hierbei ist, dass mindestens 12 credits pro Semester und mindestens 24 credits während des gesamten Programms erworben werden müssen.

Außeruniversitäre Grenzen bestehen schließlich noch mit Blick auf die verschiedenen Anforderungen der einzelnen Bar Exams der verschiedenen Bundesstaaten. Hier wird teilweise gefordert, dass während des LL.M.-Studiums gewisse Kurse belegt wurden, um sich für das Ablegen des betreffenden Bar Exams zu qualifizieren. Wer hieran interessiert ist, sollte dies entsprechend im Blick behalten. Auch hier sind Emory’s Academic Advisors sehr hilfreich und stehen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Bereits vor Beginn des Studiums gab es ein Gespräch mit dem persönlichen Academic Advisor, um das Kursprogramm für das bevorstehende Semester zu wählen. Zu keiner Zeit war man auf sich alleine gestellt und bei Bedarf gab es immer einen richtigen Ansprechpartner.

Emory library
Emory library

Das LL.M.-Programm an der Emory University School of Law ist vergleichsweise klein, was ich als großen Vorteil empfand. Circa 20–30 LL.M.-Studenten aus aller Welt studieren hier jedes Jahr. Man beginnt entweder im Fall oder Spring Semester und verbringt nahezu alle Kurse gemeinsam mit den amerikanischen J.D.-Studenten. Lediglich die verpflichtenden Kurse Introduction to the American English System und American Legal Writing and American Research belegt man ausschließlich mit seinen LL.M.-Kollegen. Dadurch konnte ich engere Beziehungen zu meinen Kommilitonen aufbauen, was insbesondere zum Anfang sehr hilfreich war. Die Kurse waren anspruchsvoll, zu jeder Zeit aber durchaus sehr interessant und lehrreich. Hier konnte man in der Tat sehr viel lernen. Dies gilt insbesondere für den Kurs Civil Procedure, den ich bei dem legendären Zivilprozessrechtler Professor Richard Freer belegen durfte.

Seinen offiziellen Abschluss fand das Studium an Emory Law kurz vor meiner Abreise durch die graduation, begleitet durch zwei feierliche Abschlussveranstaltungen.

Emory Law Abschlussfeier
Emory Law Abschlussfeier

Diese beiden Tage bildeten einen herausragenden Abschluss meiner Zeit an Emory Law. In diesem Zusammenhang kann ich jedem nur empfehlen, jedenfalls so lange noch in Atlanta zu verbleiben, um diese Highlights nicht zu verpassen. Ein persönliches Highlight meiner Zeit an Emory Law bildete schließlich noch, dass ich mit dem Master of Laws Leadership Award 2023 geehrt wurde, ausgelobt durch die Emory Law community und das Emory University commencement program – ein toller Abschluss einer grandiosen LL.M.-Zeit! Der Award wurde für herausragende Studienleistungen, Engagement an der Universität und positiven Einfluss auf seine Studienkollegen verliehen.

Master of Laws Leadership Award 2023
Master of Laws Leadership Award 2023

Weitere Erfahrungen während meines Aufenthalts

Neben dem Studium hatte ich zudem die Möglichkeit, die USA zu erkunden. Atlanta selbst hat eine Menge zu bieten. Es ist eine unglaublich aufstrebende Stadt mit vielen motivierten jungen Leuten, die insbesondere aus Kalifornien und Manhattan zugezogen sind. Die Stadt hat ein riesiges wirtschaftliches Potenzial, da viele große Unternehmen ihren Hauptsitz dort haben (etwa CNN, UPS, King & Spalding, Coca-Cola, Delta Air Lines und Home Depot). Neben den herausragenden beruflichen Perspektiven bietet Atlanta aber auch tolle Restaurants und Bars sowie eine atemberaubende Natur, die die Stadt umgibt. Unzählige Parks, Wälder und Wasserfälle warten darauf, bei einer Wanderung am Wochenende erkundet zu werden.

Atlanta Botanical Garden Winterlights
Atlanta Botanical Garden Winterlights
Atlanta Lullwater Park
Atlanta Lullwater Park

Auch für sportbegeisterte hat Atlanta viel zu bieten: Neben dem weltberühmten Baseballteam der Atlanta Braves sind Spiele der Falcons (Football) und Hawks (Basketball) meines Erachtens ein absoluter Pflichtbesuch. Die Stimmung ist unschlagbar!

Truist Park – Heimat der Atlanta Braves
Truist Park – Heimat der Atlanta Braves

Neben der Erkundung Atlantas hatte ich zudem die Gelegenheit, andere Städte und Regionen wie Chicago, New York, Washington DC, Miami, Key West, Cape Canaveral, Fort Myers, Orlando, Nashville, Memphis, San Francisco, Silicon Valley, Napa Valley und New Orleans zu besuchen. Außerdem konnte ich einige historische Orte in den USA erkunden, wie Selma und Montgomery, die bedeutende Orte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung markieren. Ein weiteres Highlight war eine Reise nach Mexiko, um die dortige Kultur und Landschaft zu genießen.

Lake Michigan mit Chicago Skyline im Hintergrund
Lake Michigan mit Chicago Skyline im Hintergrund
Sonnenuntergang Key West
Sonnenuntergang Key West

Zusammenfassung

Insgesamt war mein LL.M.-Studium an der Emory University School of Law eine unvergessliche Erfahrung, die eine große Bereicherung sowohl in persönlicher als auch fachlicher Hinsicht darstellt. Ich habe viele Freunde gefunden, meine Sprachkenntnisse verbessert und das amerikanische Rechtssystem weiter kennenlernen dürfen. Ich würde es jedem uneingeschränkt empfehlen, der an einem LL.M.-Programm interessiert ist und die Möglichkeit hat, an der Emory University School of Law in Atlanta zu studieren.

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