„Law is but a means, justice is the end“ – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium am Georgetown University Law Center (2021/2022)
Ein LL.M. am Georgetown University Law Center ist eine einzigartige Erfahrung, die sich absolut lohnt. Das Netzwerk der Universität und die Expertise, die man mit auf den Weg bekommt, ist ein Game Changer.
Inhalt
Bewerbung für ein LL.M.-Studium an der Georgetown University
Das Bewerbungsverfahren an der Georgetown University läuft, wie an den meisten amerikanischen Universitäten, über die Plattform LSAC ab. Amerikanische sowie ausländische Bewerber*innen müssen sich gleichermaßen über die Plattform an den jeweiligen Universitäten einzeln bewerben. Genau dies birgt jedoch gerade für ausländische Bewerber*innen einige Herausforderungen: So müssen etwa alle Zeugnisse von der ausstellenden Universität bzw. Behörde an LSAC geschickt werden und das TOEFL-Ergebnis darf nur elektronisch von ETS an LSAC übermittelt werden. Die Empfehlungsschreiben, die von amerikanischen Universitäten verlangt werden, müssen gleichermaßen über ein eher kompliziertes Verfahren vom Aussteller auf die Plattform von LSAC hochgeladen werden. Für all das verlangt LSAC selbstverständlich auch eine Gebühr.
Neben dem Originalzeugnis ist auch eine Übersetzung der Zeugnisse erforderlich, die jedoch nicht beglaubigt sein muss. Daher habe ich damals selbst mein Zeugnis Wort für Wort übersetzt und beigefügt. Neben einem Bewerbungsschreiben benötigen die Universitäten in der Regel auch einen Lebenslauf, der tatsächlich nicht nur für die Annahme an einer amerikanischen Universität, sondern auch für die Stipendienvergabe relevant sein kann.
Obwohl ich mich erst im Februar 2021 und damit verhältnismäßig kurzfristig für einen LL.M. an der Georgetown University beworben habe, kam die Rückmeldung bereits im April 2021 und damit recht schnell.
Finanzierung des LL.M.-Studiums
Neben Stipendien, die man in Deutschland für ein Studium an einer amerikanischen Universität beantragen kann, verleiht die Georgetown University in diversen Runden bis kurz vor Beginn des LL.M. sog. Merit Scholarships. Darauf kann man sich nicht bewerben, sondern die Stipendien werden von der Universität, insbesondere anhand der jeweiligen Bewerbungsunterlagen, vergeben. Erfahrungsgemäß kann man jedoch sagen: Je früher man sich bewirbt, desto höher sind die Chancen auf ein Stipendium! Als ausländischer Student*in hat man auch die Möglichkeit einen Kredit in den USA zu beantragen. Die Georgetown University bietet dazu viele Informationen und Unterstützung für die Beantragung.
Das LL.M.-Programm an der Georgetown University
Das LL.M.-Programm an der Georgetown University ist gemessen an der Teilnehmeranzahl recht groß und hat ein sehr breites Angebot an LL.M.-Abschlüssen. Neben dem General LL.M./International Legal Studies LL.M., der ausschließlich für ausländische Studenten*innen vorgesehen ist, gibt es die sog. Specialized LL.M. Degrees in Taxation, National Security Law, National and Global Health Law, Technology, International Business & Economic Law, Environmental and Energy Law und Global Health Law & Governance.
In jedem Programm hat man zusätzlich auch die Möglichkeit ein sog. Certificate zu erhalten, welches noch mehr Expertise in dem jeweiligen Fachgebiet attestiert. Je nach Programm kann man unterschiedliche Programm/Certificate-Kombinationen wählen. Das Certificate als solches verpflichtet die Studenten*innen eine bestimmte Anzahl an Credits in einem zugewiesenen Fachgebiet zu absolvieren. Insgesamt stehen 11 Certificates zur Auswahl.
In meinem Anschreiben hatte ich mich für den General Studies LL.M. beworben, da er die größte Flexibilität hinsichtlich der Kursauswahl bietet. Die Georgetown University hat mir damals mit der Zusage mitgeteilt, dass ich anhand meines Lebenslaufs für den General Studies LL.M. in Verbindung mit dem International Human Rights Certificate zugelassen werde.
Das LL.M.-Jahr an der Georgetown University unterteilt sich in Winter und Spring Semester. Fakultativ kann man einige Kurse bereits im Rahmen der Summer Experience belegen, die im Juli/August stattfindet.
Da das Studium an der Georgetown University dazu befähigt, die Anwaltszulassung in New York nach Ablegung der Anwaltsprüfung (Bar Exam) zu beantragen, sollte man sich bereits früh mit den Anforderungen dafür vertraut machen. Konkret heißt das, dass man insgesamt 24 Credits ablegen muss (davon 12 Credits in bestimmten Fächern, wie unter anderem Contracts, U.S. Legal Research and Writing und Constitutional Law). Einige dieser Fächer habe ich im Rahmen der Summer Experience absolviert, sodass ich bereits 3 Credits im Juli/August sammeln und das Wintersemester daher mit insgesamt 9 Credits etwas entschlacken konnte. Im letzten Semester musste ich dann insgesamt 12 Credits sammeln, was sich dann doch als sehr zeitintensiv erwiesen hat. Daher würde ich die Summer Experience jedem ans Herz legen! Hinsichtlich der restlichen 12 Credits hatte ich das Glück und konnte viele Kurse im Bereich ESG, Sustainability und Human Rights & Business belegen. Die Georgetown University bietet auch viele interdisziplinäre Kurse (z.B. Mini-MBA oder Accounting) an, die gerade im Rahmen des General LL.M. belegt werden können. Daneben kann man auch Credits über Praktika, wie z.B. bei der Weltbank oder dem International Monetary Fund sammeln.
Im letzten Semester habe ich bei der Universität meinen Verzicht auf das Certificate beantragt, da es mich hinsichtlich der Kursauswahl zu sehr eingeschränkt hatte. Dies war auch ohne Weiteres möglich. Insgesamt gestaltet sich das Thema Kursauswahl gerade für LL.M.-Studenten*innen nicht immer einfach. Da die J.D.-Studenten*innen mindestens eine Woche vor den LL.M.-Studenten*innen ihre Kurse wählen dürfen und das Platzangebot in der Regel limitiert ist, bleiben für die LL.M.-Studenten*innen nicht so viel Plätze übrig, was zeitweilig für Frustration und viel Diskussion sorgt. Nach Fristende beginnt mit Start des Semesters die Add/Drop-Phase, in der die Rotation anfängt und man die Möglichkeit hat, noch in Kurse über die Warteliste reinzukommen. Erfahrungsgemäß bekommt man darüber noch den einen oder anderen Platz für einen Wunschkurs. Es kann jedoch auch gut sein, dass man einige Abstriche machen muss.
In den für das NY Bar Exam relevanten Kurse waren wir eher große Gruppen von 40–50 Leuten. Hingegen waren die Kurse für meinen General LL.M. mit Schwerpunkt auf Sustainability und ESG doch eher klein mit maximal 20–30 Leuten. Gerade in diesen Kursen gab es die Möglichkeit zum regen Austausch mit den anderen Kommilitonen*innen und den Professoren*innen selbst. Die Professoren*innen waren stets sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Ob per E-Mail, Telefon oder nach dem Unterricht, keine Frage blieb unbeantwortet.
Der Campus der Georgetown University und Wohnen in D.C.
Die Georgetown University unterteilt sich in den Main Campus und das Law Center. Der Main Campus ist in der 37th Street NW und das Law Center in der 1st Street NW und damit am anderen Ende der Stadt gelegen. Das Law Center ist eingebettet in das Machtzentrum von D.C., umgeben vom Kapitol und dem Supreme Court. So schön es auch war, mit dem Fahrrad von der Universität am Kapitol entlang der Mall zu fahren, so sehr hat die Ortschaft um Capitol Hill auch ihre Schattenseiten, da es als eine eher gefährliche Gegend gilt. Gerade abends nach dem Unterricht haben wir daher alle ein Uber oder Taxi genommen, um nach Hause zu fahren und haben stets in dem Universitätsgebäude auf die Ankunft gewartet. Nach dieser Erfahrung würde ich empfehlen, eher Kurse zu wählen, die tagsüber stattfinden.
Ich selbst habe in Nähe des Main Campus in Georgetown gelebt, was bekanntermaßen der schönste Stadtteil ist. Da Georgetown jedoch keine U-Bahn-Anbindung hat, war man auf die Busse oder Uber/Taxi angewiesen, um zum Law Center zu fahren (Notiz: Die Busse kommen eher wann sie wollen und nicht nach Plan). Aufgrund dessen haben die meisten meiner Kommilitonen*innen auf dem Campus oder in Campusnähe gewohnt.
Washington D.C. und Umgebung
Nicht nur D.C. selbst ist eine wunderschöne Stadt, sondern auch die Umgebung, gerade Virginia und Maryland, haben viel zu bieten. Nicht zu vergessen ist auch die Nähe zu New York! Neben endlosen traumhaften Landschaften, wie der Shenandoah Nationalpark in Virginia, standen auch regelmäßige Ausflüge in Richtung Annapolis auf unserer Liste.
Aber D.C. selbst, die Museen, wie die National Gallery of Art (Notiz: Der Eintritt in die Museen ist umsonst) und die Mall rund um das Weiße Haus, Monument und Kapitol bieten so viel Abwechslung, dass man gar nicht wegfahren muss oder will.
Im Frühling ist nicht nur wetterbedingt die schönste Zeit in D.C., sondern gerade aufgrund der blühenden Kirschbäume rund um das Jefferson Denkmal ein Spektakel zu sehen.
Ab September finden die Footballspiele der Hoyas auf dem Main Campus statt, die immer einen Besuch wert waren. Neben dem Spiel haben dort Familien und Studenten*innen zur Musik getanzt und Spaß gehabt.
Insgesamt lässt es sich in D.C. wirklich sehr schön und gut leben, wobei die Lebenshaltungskosten wie Miete und Freizeitaktivitäten eher hoch sind. Das Wetter ist, mit Ausnahme in den Sommermonaten Juli/August, welche von viel Hitze und Feuchtigkeit geprägt sind, immer schön angenehm sonnig und auch im Winter hat man eher milde Temperaturen.
Fazit
Insgesamt kann ich den LL.M. an der Georgetown University uneingeschränkt empfehlen. Als „Hidden Ivy“ ist der LL.M. in den USA selbst, aber auch in Deutschland hoch angesehen, da man dort nicht nur gefordert, sondern auch gefördert wird. Insbesondere das Netzwerk und der Zusammenhalt der Hoyas ist dabei sehr wertvoll. Daher definitiv bewerben und viel Erfolg dabei!
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