Go Dawgs – LL.M. in der Classic City
Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der University of Georgia School of Law (2018/2019)
Nachdem ich im Frühjahr 2018 mein erstes Staatsexamen abgelegt hatte, wollte ich vor meinem Referendariat unbedingt noch einen LL.M. im englischsprachigen Ausland absolvieren. Aufgrund meines persönlichen Interesses am Land und Rechtssystem der USA bewarb ich mich bei verschiedenen Universitäten und entschied mich letztlich für die University of Georgia in Athens. Die zwei Semester in Athens waren sowohl aus akademischer als auch aus persönlicher Sicht eine spannende Erfahrung, an die ich mich gerne zurückerinnere.
Inhalt
Wieso die University of Georgia?
Jede Person, die sich für ein LL.M.-Studium interessiert, stellt sich früher oder später die Frage, an welcher Universität dies erfolgen soll. Im Rahmen meiner Bewerbungsphase entschied ich mich letztlich für ein Studium an der University of Georgia. Grund hierfür war, dass die Universität in den Law-School-Ranking stets gut platziert ist, aber im Vergleich zu anderen Law Schools deutlich geringere Studiengebühren veranschlagt hat. Zudem sind die Lebenshaltungskosten in einer Universitätsstadt wie Athens um ein Vielfaches niedriger als in vielen Metropolen der USA. Aufgrund der Größe von Athens (circa 127.000 Einwohner) versprach ich mir auch einen Alltag, der vor allem auf Studierende ausgelegt ist.
Die Ausstattung der Universität ist hervorragend. Die Law School verfügt über eine große Bibliothek, die ich aufgrund meines Wohnortes nur wenige Gehminuten entfernt vom Campus auch fast täglich genutzt habe. Als eine der ältesten Universitäten der USA hat die University of Georgia große Tradition und einen tollen Campus.
Das LL.M.-Programm
Unser LL.M.-Jahrgang umfasste ca. 20 Personen aus allen Teilen der Welt, sodass man schnell alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennenlernte. Die Altersspanne war hierbei sehr breit und viele Personen waren in ihren Heimatländern bereits erfahrene Juristen und Juristinnen. Der fachliche und persönliche Austausch war dabei stets sehr spannend.
Die Betreuung des Programms wurde von Dr. Kagel und ihren Kolleginnen übernommen, die sich stets größte Mühe gaben, den LL.M.-Studenten das Leben so einfach wie möglich zu machen und immer für Fragen zur Verfügung standen.
Kurse und Bar Exam
Für den LL.M.-Jahrgang gab es zwei Pflichtkurse. Abgesehen davon konnte man frei aus dem großen Kursangebot der Law School wählen, wobei man alle Kurse gemeinsam mit den einheimischen J.D.-Studierenden absolviert.
Einige Leute aus dem LL.M.-Jahrgang suchten ihre Kurse dabei so aus, dass sie das Bar Exam in dem Bundesstaat New York oder Georgia ablegen konnten. Die Zulassung hierfür setzt nämlich voraus, dass bestimmte Kurse während des Studienjahres absolviert werden. Dr. Kagel half sicherzustellen, dass die zum Teil etwas komplizierten Anforderungen beachtet wurden.
Für mich selbst stand jedoch fest, dass es direkt nach meinem LL.M.-Jahr für das Referendariat zurück nach Deutschland gehen soll. Daher war ich etwas freier in meiner Kurswahl. Die Kurse haben teilweise wirklich großen Spaß bereitet, da beispielsweise Sports Law und Employment Law von langjährigen Rechtsanwälten aus den jeweiligen Fachgebieten angeboten wurden, die über extrem viel Hintergrundwissen verfügten.
Viele Kurse waren mit 20–30 Leuten deutlich überschaubarer als in Deutschland. In den Kursen selbst stand jede Woche Homework auf dem Programm, was für mich eine Umstellung im Vergleich zum Studium in Deutschland gewesen ist. Hierbei müssen teilweise große Mengen an Cases gelesen und zusammengefasst werden, um in der nächsten Stunde etwas beitragen zu können.
Leben in Athens
Athens ist eine klassische amerikanische Universitätsstadt und sollte dies auch schon bei der Gründung sein. Im Jahr 1805 kaufte John Milledge, ehemaliger Gouverneur von Georgia, 633 Hektar Land und schenkte es der Universität. Er benannte die neu gegründete Stadt nach Athen, Griechenland – einem Zentrum des Lernens in der klassischen Welt, Heimat von Platons Akademie und berühmten Denkern wie Sokrates und Aristoteles. Daher kommt auch der Spitzname „Classic City“.
Athens selbst hat viele gute Bars und Restaurants für Studierende zu bieten und verfügt daher über ein tolles Nachtleben, auch wenn es selbstverständlich nicht mit einer Millionenstadt zu vergleichen ist.
Absolutes Highlight sind die Spiele der Georgia Bulldogs, die die komplette Stadt in ein Football-Festival verwandeln und für eine einzigartige Atmosphäre sorgen. Die Stadt steht dann ganz unter dem Motto „Go Dawgs“.
Darüber hinaus gibt es viele Sportangebote für Studierende, die ich auch genutzt habe.
Die Großstadt Atlanta mit all ihren Möglichkeiten liegt in der Nähe von Athens, weshalb ich auch dort immer mal wieder gewesen bin.
Die Menschen in Georgia habe ich als extrem freundlich kennengelernt. Wie für Amerikaner üblich, gehört freundlicher Smalltalk viel mehr zum alltäglichen Miteinander als in Deutschland.
Fazit
Ich kann jeder Person, die einmal in einem internationalen Kontext arbeiten möchte, einen LL.M. in den USA nur empfehlen. Das Jahr hat mich sprachlich und fachlich mit Sicherheit auf ein neues Level gehoben.
Die University of Georgia selbst kann ich ebenfalls weiterempfehlen, wenn man sich in einer Universitätsstadt wohlfühlt. Die Möglichkeit, anschließend in Georgia oder New York das Bar Exam abzulegen kann sicherlich auch zu spannenden Jobmöglichkeiten führen.
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