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Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der University of Michigan Law School (2024/2025)

Veröffentlicht am 7.10.2025
Max Wilden, LL.M. (University of Michigan)

Das Absolvieren eines LL.M.-Studiums in den USA nach dem zweiten Staatsexamen hat mich ein wenig Überwindung gekostet. Ursprünglich war mein Plan, einen LL.M. zwischen den Staatsexamina zu absolvieren. Diesbezüglich machte mir allerdings die COVID-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Nach langjähriger Ausbildung vor dem Berufseinstieg freiwillig noch ein Jahr draufzusetzen, war für mich nicht selbstverständlich. Im Nachhinein bereue ich die Entscheidung für den LL.M. nach dem zweiten Staatsexamen keine Sekunde.

Inhalt

Bewerbung und Finanzierung des LL.M.-Studiums

Die Bewerbung um ein LL.M.-Studium in den USA ist langwierig und erfolgt zentral über das LSAC. Aufgrund der Fülle an einzureichenden Unterlagen, die vorher teilweise noch beantragt und/oder beglaubigt übersetzt werden müssen, würde ich empfehlen, spätestens im Sommer des Vorjahres mit der Planung zu beginnen. Zudem sind die Anforderungen an die Motivationsschreiben je nach Law School unterschiedlich. Ihr solltet daher frühzeitig eine Auswahl an Law Schools treffen, bei denen ihr euch bewerben wollt. Einschätzungen Ehemaliger können eine wertvolle Entscheidungshilfe sein. Erfahrungsgemäß sind sämtliche Personen, die ihr über Kontakte oder LinkedIn auffinden könnt, sehr gerne gesprächsbereit.

Rückmeldungen erhält man im ersten Quartal des Jahres, in dem das Programm startet. Der Zeitpunkt der Rückmeldung ist je nach Law School unterschiedlich. Von tuition deposits solltet ihr euch bei eurer reiflichen Überlegung, welches Programm ihr auswählt, nicht aus der Ruhe bringen lassen – insbesondere dann nicht, wenn ihr noch eine Rückmeldung einer präferierten Law School erwartet. Habt ihr eine positive Rückmeldung einer Law School erhalten, sind diese erfahrungsgemäß gesprächsbereit – sowohl was den Zeitpunkt der finalen Entscheidung angeht als auch in Bezug auf ein ggf. gewährtes Stipendium. Das ist insbesondere der Fall, wenn ihr Zusagen vergleichbarer Law Schools mit in die Verhandlung einbringen könnt. Verhandlungen sind in diesem Zusammenhang für die Law Schools etwas vollkommen Normales, sodass ihr selbstbewusst und respektvoll nach Erhöhungen der Stipendien fragen könnt.

Für mich war das von der Law School gewährte Stipendium der größte Finanzierungsbaustein. Die angebotene Höhe des Stipendiums orientiert sich relativ am Ruf der jeweiligen Law School. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Baustein kann ein Steuervorteil sein – insbesondere, wenn ihr das Studium nach dem zweiten Staatsexamen oder gar nach dem Berufseinstieg absolviert. Auf diesen Vorteil bin ich dankenswerterweise erst durch ein Webinar von LL.M. Essentials aufmerksam geworden.

Das LL.M.-Programm an der University of Michigan Law School

Das LL.M.-Programm der University of Michigan Law School ist im US-weiten Vergleich mit ca. 30 Teilnehmern recht klein – in meinen Augen ein klarer Vorteil, da ihr am ersten Tag alle Kommilitoninnen und Kommilitonen persönlich kennenlernt. Dass hier die Verbundenheit über den Lauf des Jahres enger war als bei Programmen mit hunderten Teilnehmern, ist leicht nachvollziehbar. In unserem Durchgang waren wir mit vier Leuten aus Deutschland stark vertreten. Die übrigen Studierenden kamen aus Asien, Südamerika, Afrika und dem europäischen Ausland. Die Größe des Programms war neben dem Ruf der Law School sowie der angebotenen housing options einer der für mich entscheidungserheblichen Faktoren. Neben einzelnen Spezialisierungen wird der General LL.M. angeboten, bei dem ihr – bis auf zwei Pflichtkurse (Constitutional Law und Research and Analysis in American Law) – frei aus dem gesamten Kursangebot der Law School auswählen könnt. Ich hatte mich im Rahmen eines General LL.M. für eine Kombination aus Kursen zu Corporate/M&A, rechtsgebietsübergreifenden Kursen zu Contracting/Drafting sowie einem Kurs zu Advocacy & AI entschieden.

Der Zeitaufwand pro Kurs bemisst sich nach credits, wobei ihr an der University of Michigan Law School insgesamt 24 credits über zwei Semester verteilt sammeln müsst. Die Kurse reichen von Mini-Seminaren (1 credit), bei denen sich teilweise nur an vier bis sechs Terminen getroffen und diskutiert wird, bis hin zu größeren Kursen (4 credits), zu denen es wöchentlich drei Vorlesungen gibt und am Ende des Semesters eine Abschlussklausur. Als Referenz für den Arbeitsaufwand wurde mir häufiger der deutsche Schwerpunktbereich genannt. Ich persönlich empfand das LL.M.-Studium als etwas intensiver, aber immer noch Lichtjahre von einer Examensvorbereitung entfernt.

Der Campus der University of Michigan Law School

Dass ihr mit Studienbeginn zu den Wolverines gehört, merkt ihr, sobald ihr vom Flughafen in Ann Arbor ankommt. Der Ort ist untrennbar mit der University of Michigan verbunden. Schätzungsweise jede fünfte Person im Ort wird im Alltag mit irgendeiner Form von Merch der University erkennbar sein.

Teil der DNA an der University of Michigan ist der College-Sport. Zur Universität gehört das größte Footballstadion in den USA – das Big House. In der regulären Saison habt ihr dort die Möglichkeit, regelmäßig mit über 100.000 Leuten Spiele der Michigan Wolverines anzuschauen, einem der erfolgreichsten College-Football-Teams überhaupt. Daneben habt ihr die Möglichkeit, Basketball, Fußball, Eishockey, Gymnastik und alles, was es sonst noch so an College-Sport gibt, zu erleben.

Die Law School liegt recht zentral in Ann Arbor. Der Hof der Law School wird in den Sommer- und Herbstmonaten regelmäßig Kulisse für Fotoshootings – weshalb, könnt ihr auf der Website der Law School und beispielhaft an folgenden Bildern erkennen.

Reading Room
Reading Room
Dining Hall
Dining Hall

Direkt am Hof der Law School gelegen ist auch der Lawyers Club, ein Studentenwohnheim, das ihr auch als LL.M.-Studierende bewohnen könnt. Der Preis hierfür ist gewohnt amerikanisch (ca. $16k-19k insgesamt für beide Semester), geht allerdings auch mit einigen Benefits einher: Ihr habt die Hörsäle und die Bibliothek zu Fuß in 30 Sekunden erreicht, und inkludiert sind zwei Mahlzeiten an sechs Tagen der Woche – wobei das Essen sicherlich gewöhnungsbedürftig ist. Dennoch: Für Leute, die auf convenience Wert legen, ein no-brainer. Von convience profitiert ihr in Ann Arbor auch im Alltag. Cafés, Bars und kleine Supermärkte erreicht ihr in wenigen Minuten fußläufig, sodass ein Auto definitiv nicht benötigt wird. Auch große Supermärkte könnt ihr leicht mit Bussen erreichen.

Lawyers Club
Lawyers Club

Michigan

Im Great Lake State habt ihr im Sommer und Herbst die Möglichkeit, an einen der angrenzenden Seen zu fahren. Empfehlenswert ist der Ort Saugatuck. Aufgrund der Weitläufigkeit des Sees habt ihr am Strand – je nach Wetterlage – teilweise das Gefühl, am Mittelmeer zu sein.

Strand
Strand

Abgesehen davon haben sich meine Erkundungen des Bundesstaates in Grenzen gehalten. Die Herbst- und Frühlingsferien habe ich genutzt, um nach Kanada und Mexiko zu reisen – was über den Detroit Metropolitan Airport vergleichsweise schnell und einfach möglich ist.

Fazit

Wenn ihr auf der Suche nach einer College-Town-Experience seid, kann ich Ann Arbor uneingeschränkt empfehlen. Ob das auf ein zutrifft oder ihr eher nach New York, L.A. oder Chicago wollt, solltet ihr euch vor eurer Entscheidung gut überlegen.

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