Neun Monate in Sunny Diego – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der University of San Diego School of Law (2021/2022)

Veröffentlicht am 20.7.2022

Hanna Ahmad, LL.M. (USD)

Legal Trainee bei der Federal Trade Commission im Office of International Affairs, Washington, D. C.

San Diego ist die schönste Stadt der USA. Kilometerlange Sandstrände, ein unübertreffbares Klima, die Nähe zu Los Angeles einerseits, zu Mexiko andererseits sowie ostwärts zu America’s finest National Parks, dazu eine Millionenstadt und an kulinarischer Vielfalt kaum zu übertreffen. Keine Minute habe ich die Entscheidung bereut, meinen LL.M. an der University of San Diego (USD) im Herzen der südlichsten Stadt Kaliforniens zu absolvieren.

Inhalt

Warum gerade die USD?

Ich habe mich an mehreren Universitäten der Ost- und Westküste beworben. Für mich haben Faktoren wie die geographische Lage und die Scholarship-Höhe der Universitäten sowie insbesondere der damalige „Corona-Faktor“ (die Wahrscheinlichkeit, dass der LL.M. auch im Winter nicht plötzlich zu einem virtuellen LL.M. würde) eine ebenso prominente Rolle wie das akademische Portfolio gespielt. Letztendlich hat die USD fachlich überzeugt, das beste finanzielle Angebot gemacht und die volle Punktzahl bezüglich aller außeruniversitären Aspekte erzielt.

Wandgemälde on 30th Street in North Park, San Diego
Wandgemälde on 30th Street in North Park, San Diego

Akademisch bot die USD eine Konzentration im Bereich von Intellectual Property Law, inklusive Antitrust Law und Artificial Intelligence and the Law an, was meinem Schwerpunktwunsch genau entsprach. Weitere Spezialisierungen wie Criminal Law, Employment and Labor Law oder Environmental and Energy Law waren auch möglich.

Bei der Kursauswahl sollte beachtet werden, dass einige Core Courses wie beispielsweise Criminal Law oder Civil Procedure in der Regel gut besucht sind (zwischen 50 und 100 Studierende). Ich habe mir im zweiten Semester bewusst Kurse ausgesucht, in denen die Teilnehmerzahl auf ca. 20 Personen begrenzt war. Diese haben mir schließlich auch am meisten Spaß gemacht. Generell empfehle ich Kurse mit konstanter aktiver Partizipation wie Mediation, Negotiations, Contract Drafting und vergleichbare Seminar Classes, da man so die Möglichkeit hat, mit Professoren, Gastrednern und Kommilitonen ins Gespräch zu kommen, individuelle Fragen zu diskutieren und zu vertiefen und so den Kurs mitzugestalten.

Darüber hinaus bietet der weitläufige Campus der USD einen Swimming Pool, Tennisplätze, ein Soccer Field, ein Football Field, zwei Fitnessstudios, zahlreiche Cafés und Kiosks, sorgfältig gepflegte Gärten, moderne Aufenthaltsräume, mehrere Bibliotheken sowie grandiose Aussichten Richtung Norden über den dazugehörigen Tecolote Canyon oder Richtung Westen über die Stadt bis hin zum Meer. Nicht umsonst wurde der Campus der USD schon zum #1 most beautiful campus in the nation gewählt. Über den Unisport können Surflessons, Scuba diving, Wakeboarding und viele weitere (Wasser-)Sport Kurse gebucht werden.

The Immaculata Church – Herzstück des USD Campus
The Immaculata Church – Herzstück des USD Campus

Das Bewerbungsverfahren

Das Bewerbungsverfahren lief, wie bei den meisten US-amerikanischen Universitäten, über LSAC. Eine Bewerbung über das universitätseigene Online-Portal ist auch möglich.

Programmstart ist im August und Januar – zweitere Variante hat den Vorteil eines zwölf- anstatt neunmonatigen LL.M.-Programms aufgrund der langen Sommerpause (Mitte Mai bis Mitte August) und bietet somit auch eine besondere gute Gelegenheit zum Reisen. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass die USD nur einmal im Jahr eine Graduation Ceremony durchführt. Die im Dezember Graduierenden müssen also zur Zeremonie im folgenden Mai gegebenenfalls nochmals anreisen oder auf den durchaus pompösen und erinnerungswürdigen Abschluss des Studienjahres verzichten.

Anza Borrego State Park, San Diego
Anza Borrego State Park, San Diego

Finanzierung

Trotz Scholarship der Uni bleibt ein LL.M. in den USA verhältnismäßig hochpreisig. Neben den frühzeitig vorzubereitenden Bewerbungen bei klassischen Förderinstitutionen wie dem DAAD, Fulbright und der Studienstiftung des Deutschen Volkes sollte man sich bestenfalls auch Gedanken um eine private Finanzierung machen. Am naheliegendsten ist für den LL.M. beispielsweise eine Finanzierung über den LL.M. Bildungsfonds von Brain Capital.

Sonnenbadende Seerobben an der La Jolla Cove, San Diego
Sonnenbadende Seerobben an der La Jolla Cove, San Diego

Die Stadt San Diego

Leben in San Diego – oder einer anderen Großstadt an den Küsten der USA – ist teuer.

Angefangen bei den Kosten für die Wohnung (zwischen $ 1200 bis $ 1500 für ein WG-Zimmer ist der absolute Standard) über Lebensmittel, Freizeitaktivitäten, Shopping und Feiern gehen: In a nutshell haben sich meine Ausgaben verglichen zum Leben in Berlin ungefähr verdreifacht – Kosten für Reisen dabei noch ausgenommen.

Das unabdingbare Auto inklusive exponentiell steigender Benzinpreise sollte bei der Berechnung nicht vergessen werden. Der Nahverkehr in Kalifornien (San Francisco ausgenommen) ist eine Katastrophe. Alternativ zum Autokauf bietet sich der (Langzeit-)Autoverleih DirtCheap Car Rentals in der Nähe der USD an. Das günstigste Auto kann man für $ 400 pro Monat inklusive Versicherung mieten. Ich habe ausschließlich gute Erfahrungen damit gemacht.

Balboa Park, San Diego
Balboa Park, San Diego

Nun aber zum Fun-part:

San Diego ist die beste, schönste, lebenswerteste Stadt in den USA. Ich war zuvor noch nie in Kalifornien und hatte Angst zu bereuen, nicht nach LA oder San Francisco gegangen zu sein. Fehlanzeige – die Nähe insbesondere zu LA ermöglicht ohnehin zahllose Ausflüge in Richtung Norden. An San Diego’s Coronado Island, Sunset Cliffs, Ocean Beach, Pacific Beach und La Jolla Shore spielen sich täglich die dramatischsten und unvergesslichsten Sonnenuntergänge ab. Verglichen mit den berühmt berüchtigten – auf andere Art und Weise ebenso schönen – Venice Beach und Santa Monica Beach, herrscht in San Diego eine ganz eigene, einzigartig entspannte Stimmung, die die Stadt trotz ihrer geographischen Verwandtschaft entscheidend von dem Vibe in LA unterscheidet.

Pacific Beach, San Diego
Pacific Beach, San Diego

San Diego bietet unzählige atemberaubende Wanderwege, traumhafte Beaches, Urban Neighborhoods mit zahllosen Wandmalereien, hervorragendem Kaffee, den besten Açaí Bowls und Avocado Toasts dieser Erde, abenteuerliche (Wassersport-)Aktivitäten, einen riesengroßen Harbor, internationale Cuisine für jedwede kulinarischen Gelüste in Little Italy oder auf der Convoy Street, ein aufregendes Nachtleben, Parkanlagen und Konzerthallen, Kunst, Kultur und Architektur in Hülle und Fülle, ein authentisches Oldtown (eine Art Miniaturversion von Mexiko) und – riesengroßes Plus – einen gut erreichbaren Flughafen direkt angrenzend an Downtown, der jede Reise möglich macht. San Diego Airport ist so zentral gelegen, wie er international ist. Besuch aus Deutschland kann ohne Zwischenstopp aus Frankfurt oder München anreisen. Darüber hinaus stehen mehrere Maschinen täglich für eine (spontane) Reise nach New York, Chicago, Denver, Salt Lake City, DC, Austin, Nashville – you name it – bereit.

San Diego Harbor aus Sicht von Coronado Island
San Diego Harbor aus Sicht von Coronado Island

San Diego ist der ideale Ausgangspunkt für Springbreak Holidays in Mexico oder einen Christmas-Trip to Hawaii – zu letzterem trennen einen fünf Stunden Flug und zwei Stunden Zeitunterschied. Einen besseren Ausgangspunkt als Kalifornien findet man nicht und der Flug zu diesem absoluten Traumziel ist in der Regel sogar günstiger als ein Roundtrip an die Ostküste.

Abgesehen von der Fliegerei lädt San Diego zu zahllosen Roadtrips in den Norden und Osten ein. Ein Casual Daytrip nach LA? Ein Wochenende in Las Vegas? Drei Tage durch drei States zum Grand Canyon inklusive Besuch des „Windows-Wallpaper“ Antelope Canyon und Horseshoe Bend in Arizona, vorbei an Zion, Bryce Canyon, Canyonlands und Arches National Park in Utah, zurück durch die Mojave Desert und den Joshua Tree National Park in Kalifornien oder rauf die Küste über Big Sur nach San Francisco – und weiter nördlich über Portland nach Seattle bis über die Grenze nach Vancouver, Canada.

Die Möglichkeiten sind endlos. Der Winter ist kurz und fast genauso schön und angenehm wie der Sommer. In einem Satz: Life in SD is good – und zwar 365 Tage im Jahr!

Ocean Beach, San Diego
Ocean Beach, San Diego

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