Who dat? – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der Tulane University Law School (2018/2019)

Veröffentlicht am 20.4.2022

Raphael de Barros Fritz, LL.M. (Tulane)

Doktorand an der Universität Passau und S.J.D.-Student an der Tulane Law School

Ich absolvierte in den Jahren 2018/2019 mein LL.M.-Studium an der Tulane Law School.

Inhalt

Grund für die Wahl der Law School

Ich entschied mich insbesondere wegen des hervorragenden Rufs in der rechtsvergleichenden Forschung für ein LL.M.-Studium an der Tulane Law School. Diese kann auf eine sehr lange und erfolgreiche Geschichte im Bereich der Rechtsvergleichung zurückblicken. Im Laufe von mehr als 100 Jahren haben zahlreiche renommierte Rechtsvergleicher dort als Professoren (bspw. Professor A.N. Yannopoulos) und Gastprofessoren (bspw. Professor Reinhard Zimmermann und Professorin Dagmar Coester-Waltjen) unterrichtet. Diese Tradition wird heute von weltweit anerkannten Professoren wie etwa Professor Gordley, Professor Scalise und Professor Fedtke fortgeführt.

Bewerbungsverfahren

Seitdem Professor Fedtke einen Ruf nach Passau angenommen hat, hat sich eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen der Universität Passau und der Tulane Law School entwickelt. Deshalb werden Passauer Studenten, die sich an der Tulane Law School für das dortige LL.M.-Studium bewerben, in großem Umfang von der Universität Passau unterstützt. Sie bekommen etwa Hilfe bei der Kontaktaufnahme mit den für das Bewerbungsverfahren zuständigen Mitarbeitern der Tulane Law School und bei der Vorbereitung der Bewerbungsunterlagen.

Auch ich wurde bei meiner Bewerbung von Professor Fedtke und der Universität Passau unterstützt, was letztlich zu einer erheblichen Vereinfachung und Beschleunigung des Bewerbungsverfahrens führte.

Studium und Law School

Studenten können im Rahmen ihres LL.M.-Studiums an der Tulane Law School Kurse über besondere Fachgebiete wie Maritime Law oder Comparative Law besuchen. Ich persönlich habe nur die Vorlesung über Comparative Law besucht. Allerdings habe ich von anderen Kommilitonen gehört, dass die Kurse über Maritime Law und Environmental Law ebenfalls sehr gut seien. Die Comparative-Law-Vorlesung wird von Professor Gordley gehalten. Jedem Studenten, der an Rechtsvergleichung interessiert ist, kann ich diese Vorlesung bedingungslos empfehlen. Professor Gordley ist nicht nur eine sehr unterhaltsame und angenehme Person. Darüber hinaus verbrachte er mehrere Jahre in Europa, so dass er beeindruckende Kenntnisse vom Recht vieler europäischer Länder besitzt.

Neben den Kursen über besondere Fachgebiete können LL.M.-Studenten auch die Vorlesungen über US-amerikanisches Recht besuchen, welche die J.D.-Studenten der Tulane Law School besuchen. Der US-Bundestaat Louisiana ist der einzige Bundestaat in den Vereinigten Staaten, der eine sogenannte mixed jurisdiction besitzt. Eine Besonderheit des Studiums an der Tulane Law School ist deshalb, dass nicht nur Vorlesungen über das common law der anderen US-Bundestaaten angeboten werden, sondern auch solche über das Recht von Louisiana. Da ich am Ende meines LL.M.-Studiums das Bar Exam in New York abgelegt habe, habe ich diese Möglichkeit im Laufe meines LL.M.-Studiums genutzt. Dies fand ich aufgrund meines Interesses an Rechtsvergleichung sehr spannend, weil sich vor allem in Gebieten wie Sachenrecht und Erbrecht die Rechtsordnungen von Louisiana und den anderen US-Bundestaaten erheblich voneinander unterscheiden.

Campus Tulane University
Der Campus der Tulane University

Finanzierung

Obwohl die Studiengebühren (tuition) der Tulane Law School zu den höchsten in den Vereinigten Staaten gehören (ungefähr $ 60,000), ist die Tulane Law School eher großzügig bei der Vergabe von Stipendien. Ich habe im Laufe meines LLM-Studiums von vielen Kommilitonen erfahren, dass ihnen ein Teil ihrer Studiengebühren von der Tulane Law School erlassen worden sei. Nichtsdestotrotz sollte man damit rechnen, dass man im Schnitt noch mindestens die Hälfte der Studiengebühren selbst bezahlen muss.

Die Tulane Law School hat mir damals einen großen Teil meiner Studiengebühren erlassen. Dieser Studiengebührenerlass hat mir sehr geholfen, mein LL.M.-Studium in den Vereinigten Staaten zu finanzieren. Die restlichen Studiengebühren sowie meine Reise- und Lebenserhaltungskosten in New Orleans konnte ich aufgrund eines DAAD-Stipendiums bezahlen. Das Gute an New Orleans ist, dass die Mietkosten, verglichen mit anderen Städten in den Vereinigten Staaten (bspw. New York City oder San Francisco), nicht so hoch sind.

Stadt

New Orleans ist eine vielschichtige Stadt, die für jeden Geschmack etwas bietet. Die Bars und Clubs in Downtown (insbesondere im French Quarter) sind ein „must“ für alle, die gerne feiern gehen. Dasselbe gilt für das „Mardi Gras“, den Karneval der Stadt New Orleans. Für diejenigen, die gerne essen gehen, kann ich die zahlreichen Restaurants empfehlen, die „creole cuisine“ anbieten.

Auch Sportaffine sind in New Orleans gut aufgehoben. Im Superdome kann man sich die New Orleans Saints anschauen. Diese haben in den letzten Jahren eine sehr gute Football-Mannschaft gehabt und die leidenschaftlichen Saints-Fans sorgen mit ihrem „Who dat“-Schlachtruf für ununterbrochene gute Stimmung während der Heimspiele. Darüber hinaus kann man im benachbarten Smoothie King Center auch die Basketball-Spiele der New Orleans Pelicans verfolgen, die in der NBA mitspielen.

Superdome Stadium
Das Superdome-Stadium

Fazit

Die Zeit in New Orleans war wunderschön. Ich habe in den Vorlesungen sehr viel lernen und in der Stadt New Orleans sehr viel unternehmen können. Ich empfehle deshalb uneingeschränkt das LL.M.-Studium an der Tulane Law School.

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