Vom Hörsaal bis nach Hollywood
Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der University of California, Los Angeles School of Law (2023/2024)
Seit meinem Auslandssemester in Lausanne wollte ich unbedingt noch einmal ins Ausland. Hierfür war der LL.M. die perfekte Möglichkeit. Nach Abschluss des Ersten Staatsexamens war für mich die Zeit reif, den Bewerbungsprozess anzuschieben. Es kam mir darauf an, eine Universität zu finden, bei der ich neben akademischen Herausforderungen auch eine besondere kulturelle Erfahrung sammeln kann. Hierfür war die University of California, Los Angeles (UCLA) die perfekte Wahl.
Inhalt
Bewerbung und Finanzierung
Der Bewerbungsprozess um einen Studienplatz an einer amerikanischen Law School ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Über die zentrale Bewerbungsplattform LSAC sind sämtliche Bewerbungsunterlagen zusammenzutragen. Hierzu gehören neben den einschlägigen Zeugnissen auch ein Nachweis über das Beherrschen der englischen Sprache (TOEFL oder IELTS), sowie Empfehlungsschreiben von Professoren und ein Motivationsschreiben. Da die Zeugnisse von der ausstellenden Behörde (in meinem Fall den Universitäten in Göttingen und Lausanne sowie dem LJPA Niedersachsen) in einem von der Behörde versiegelten Umschlag verschickt werden müssen, nimmt das Zusammentragen der Unterlagen einiges an Zeit und Nerven in Anspruch. Abschrecken lassen sollte man sich hiervon jedoch nicht. In der Regel kennen die Universitäten und Prüfungsämter das Procedere. Bei der Anfertigung des Motivationsschreibens ist es empfehlenswert darzulegen, warum man sich als Bewerber für genau diese Universität interessiert. Hierfür kann man sich die Forschungsschwerpunkte der Professoren ansehen und diese entsprechend den eigenen Interessen nennen.
Die Finanzierung des Studiums stellt in Anbetracht der erheblichen Studiengebühren wohl die größte Hürde dar. Die UCLA ist jedoch recht großzügig bei der Vergabe von Stipendien. Hier lohnt sich es sich auch mit den Law Schools zu verhandeln. Hat man etwa ein gutes Angebot von einer andern Law School, zieht nach meiner Erfahrung die Wunsch-Law-School auch oftmals mit. Das Stipendium hilft zwar nicht bei der Bestreitung des Lebensunterhaltes, aber verringert die Studiengebühren erheblich. Nichtsdestotrotz muss man sich als Bewerber darauf einstellen, insbesondere in einer Stadt wie Los Angeles deutlich mehr Geld für die Lebenshaltung zu zahlen als in Deutschland. Um die finanzielle Belastung in Grenzen zu halten habe ich in einem Wohnheim, dem sogenannten COOP (University Cooperative Housing Association), gewohnt und hatte hier eine super Zeit.
Das LL.M. Programm an der UCLA
Das LL.M.-Programm an der UCLA ist inhaltlich sehr frei gestaltbar. Erforderlich ist es lediglich in den zwei Semestern mindestens 20 Credits zu sammeln, wobei in der Regel ein Credit einer Semesterwochenstunde Vorlesung entspricht. Sowohl ein akademisch herausforderndes Curriculum als auch ein entspannterer Stundenplan sind so möglich. Zu beachten ist, dass die Vorlesungen in den USA grundsätzlich einiges an Mitarbeit erfordern. Es ist nicht ungewöhnlich vom Professor nach den Details eines Falles gefragt zu werden, auch wenn man sich nicht gemeldet hat. Weiß man die Antwort mal nicht, ist das nicht weiter schlimm, kann sich jedoch auf die mündliche Note auswirken. Dementsprechend nimmt die Vor- und Nachbereitung der Vorlesungen – wenn man sie gewissenhaft macht – einiges an Zeit in Anspruch. Nach meiner Erfahrung kann man jedoch auch mit relativ wenig Aufwand gute Noten erreichen. Schreibt man die beste Klausur in einem Kurs, honoriert die UCLA die Leistung mit einem kleinen Check.
Möchte man an der UCLA eine der vielen Spezialisierungen (etwa IP, Business oder Entertainment) machen, sind bestimmte Pflichtkurse zu belegen. Ohne Wahl einer Spezialisierung ist die Kurszusammenstellung völlig frei. Ich habe mich dazu entschieden, die Pflichtkurse für das Bar Exam in New York zu belegen, weswegen meine Vorlesungsgestaltung einigen Restriktionen unterlag. Abgesehen davon habe ich die Veranstaltungen anhand meiner Interessen gewählt. Neben klassischen Vorlesungen bietet die UCLA auch viele praktische Kurse (sog. Clinical und Experiential Courses) an, in denen man Einblicke in die praktische Arbeit eines amerikanischen Anwalts erhält. Diese sind nach meiner Erfahrung sehr empfehlenswert!
Das LL.M. Programm der UCLA ist nicht gerade klein. In meinem Jahrgang 2024 waren wir etwa 220 Studenten mit unterschiedlichsten Hintergründen. Bei den gut 20 deutschen Studenten hielt sich die Waage zwischen Diplom- und Volljuristen.
Das Campus- und Studentenleben an der UCLA
Der Campus der UCLA ist sicher einer der schönsten in den Vereinigten Staaten. Zwischen grünen Wiesen sowie akkurat geschnittenen Hecken und Bäumen erheben sich viele schöne Backsteingebäude, die aussehen, als seien sie bereits einige hundert Jahre alt. Der Campus lädt in den Pausen und in der Freizeit zum Verweilen ein. Neben den akademischen Gebäuden finden sich zahllose Sportangebote. Diese reichen von Schwimmbädern über die Tartanbahn bis zum Tennisplatz, auf dem sich auch Novak Djokovic auf das Turnier in Indian Wells vorbereitet. Neben den vielen Sportkursen, die die Uni anbietet, kann man auch selbstständig die Sportanlagen nutzen. Von diesem bereits in den Studiengebühren enthaltenen Angebot sollte man auf jeden Fall Gebrauch machen.
Abgesehen von den vielen Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem Campus finden immer wieder Events außerhalb des Campus im angrenzenden Viertel Westwood statt. Hierzu gehören Trivia- und Karaoke-Nights aber auch Film- und Sportevents. Wichtiger Bestandteil des Universitären Lebens sind sicherlich die Football- und Basketballspiele der Bruins. Diese sind regelmäßig ein Get-together und versprechen einen ganzen Tag Sonne, Hotdogs und eine authentische amerikanische Erfahrung. Neben den Studenten kommen zu den Footballspielen mit zum Teil über 60.000 Fans viele Angelenos um ihre Bruins anzufeuern.
Los Angeles und Kalifornien
Los Angeles ist bekannt für Hollywood, für lange Strände und gutes Wetter. All das ist in LA und in der näheren Umgebung ohne Ende zu finden. Allerdings habe ich, bevor ich dort war auch viele negative Berichte gehört, wobei insbesondere das Problem der Obdachlosigkeit oft erwähnt wurde. Und natürlich spiegeln sich die Probleme „Obdachlosigkeit“ und „Drogenabhängigkeit“ im Straßenbild LAs wider. Allerdings sind die Verhältnisse nach meiner Erfahrung nicht „schlimmer“ als in deutschen Großstädten wie Frankfurt oder Berlin. Man sollte allerdings wissen, in welchen Vierteln man sich besser und in welchen weniger gut aufhalten kann.
Neben einer großen Bar- und Restaurantszene in Hollywood, Venice und Beverly Hills bietet LA auch viel Natur. Wandern, Fahrradfahren und im Allgemeinen Sport haben in dieser Stadt eine große Bedeutung. Allerdings ist Los Angeles auf Autofahrer ausgelegt. Sei es für ein Abendessen in Malibu oder ein Getränk in Downtown, der Strand in Laguna Beach oder das Footballspiel der Bruins in Pasadena, man ist in der Regel auf das Auto angewiesen. Ob sich das in Anbetracht der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 und den Olympischen Spielen 2028 entscheidend ändert, bleibt abzuwarten.
Abgesehen von Los Angeles hat Kalifornien und der Rest des Westens der Staaten sehr viel zu bieten. Neben Städten wie San Diego und San Francisco, sind die kleineren Städte wie Carmel by the Sea, San Clemente und Santa Barbara sehenswert. Außerdem sind viele Nationalparks wie Yosemite, Joshuatree und sogar der Grand Canyon mit dem Auto zu erreichen. Kalifornien ist außerdem ein Paradies sowohl für Sommer-, als auch für Wintersport. Skigebiete wie Big Bear Lake lassen sich in zwei Stunden aus LA erreichen. Im Vergleich zur Anreise aus Europa kommt man auch günstig nach Mexico und Hawaii.
Fazit
Insgesamt kann ich den LL.M. an der UCLA uneingeschränkt empfehlen. Die Kombination aus der Stadt Los Angeles mit allem, was sie zu bieten hat und der hohe akademische Standard in der Law School machen die UCLA zu einer perfekten Wahl. Hierdurch ergibt sich eine Kombination aus intellektueller Herausforderung und kultureller Erfahrung, die es so wohl nur an der UCLA gibt. In diesem Sinne: GO BRUINS!
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