Ein unvergessliches Jahr unter den Palmen und der Sonne von L.A. – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der University of Southern California Gould School of Law (2019/2020)
Die USA und insbesondere Kalifornien haben mich schon immer wegen ihrer weltbekannten Landschaften, des angepriesenen American Dream und ihrem Common Law fasziniert. Spätestens nach dem Beginn meines Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Bremen stand für mich daher fest, dass ich an einer amerikanischen Top-Universität das US-amerikanische Rechtssystem mit Studierenden aus der ganzen Welt näher kennenlernen möchte. Ein LL.M. an der University of Southern California (USC) war die beste Entscheidung, um mir diesen Traum zu erfüllen.
Inhalt
Die Entscheidung für einen LL.M. in L.A.
Während meiner Suche nach Universitäten für einen LL.M. habe ich unzählige Programme verschiedenster Universitäten aus UK und den USA gelesen. Aufgrund der eher kühlen Temperaturen im Norden Deutschlands war mir aber wichtig, möglichst ganzjährig bei sommerlicher Wärme ein akademisch hervorragendes Lehrangebot neben unzähligen Freizeit- und Sportangeboten wahrnehmen zu können. Die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten, Los Angeles, war aufgrund der umliegend wunderschönen Natur und ihrer unendlichen Freizeitmöglichkeiten somit die perfekte Wahl.
Die USC Gould School of Law als erste Wahl
Die USC ist die älteste Privatuniversität Kaliforniens und gehört mit der USC Gould School of Law zu den Top 20 Law Schools der USA bzw. den Top 10 in Kalifornien. Aufgrund der hervorragenden akademischen Reputation, der großen Kursvielfalt und der außergewöhnlich großen Sportangebote auf dem wunderschönen Campus inmitten von Los Angeles habe ich mich nicht zuletzt auch wegen eines attraktiven Scholarships für die USC entschieden. Zudem veranstaltet die USC einen 4-wöchigen Einführungskurs (Summer Law School) in das amerikanische Rechtssystem vor dem offiziellen Semesterstart an, den ich wahrgenommen habe.
Die USC Gould bietet Graduate Students spezialisierte LL.M.-Studiengänge in Alternative Dispute Resoultion (ADR), Privacy Law and Cybersecurity (PLCS), International Business and Economic Law (IBEL) sowie einen „allgemeinen” Master of Laws (LL.M.) an. Der Vorteil des LL.M.-Studiums besteht darin, dass man in seiner Kurseinteilung frei ist und den Stundenplan daher selbst erstellen kann. Das ermöglichte es mir als Steuerrechtler, Kurse in Taxation, Partnership Taxation, Corporate Finance, International Business Transactions und M&A zu besuchen und so die Graduate Certificates in Transnational Law and Business und Business Law zu erhalten. Zudem konnte ich auch allgemeine Kurse, wie z.B. Contracts, Criminal Law und Corporations besuchen, um die nötigen Credits für eine Teilnahme am New York oder California Bar Exam zu erhalten.
Die Classes wurden entweder von sehr netten Professoren oder renommierten Praktikern, wie etwa Partnern diverser Großkanzleien oder den Heads of Legal weltbekannter Unternehmen (z.B. Disney), unterrichtet. Insgesamt waren die Classes viel aktiver als im deutschen Hörsaal gestaltet, zumal manche Veranstaltungen von nicht mehr als 10 Personen besucht wurden, sodass ein optimales Betreuungsverhältnis gegeben war. Man wurde stets in eine aktive Diskussion eingebunden und erarbeitete sich so im Gegensatz zum in Deutschland verbreiteten „Frontalunterricht“ gemeinsam die Lösung.
Obwohl die Gould mit mittlerweile mehr als 12.500 LL.M.- und 12.000 J.D.-Alumni eine beachtliche Zahl an Juristen ausgebildet hat, hat die Law School mit ihrer Trojan Family und ihrem Graduate und International Program Office einen familiären Charakter und unterstützt stets mit Rat und Tat die Studierenden. Diese Hilfsbereitschaft zeigte sich insbesondere noch einmal deutlich zum Ende der Studienzeit, als Anfang 2020 COVID-19 ausbrach und die USC ihren Studenten unter anderem finanzielle Unterstützung zusagte.
Besonders hervorzuheben ist ferner, dass Großkanzleien LL.M.-Studierende der USC zu mehrtätigen Recruiting-Events in diverse Städte der USA, wie z.B. Houston oder New York, einladen. Ein Privileg, das nicht jeder amerikanischen Law School zugute kommt.
Campusleben
Die USC ist eine wahre Campus-Uni, die mit ihrer filmreifen Kulisse besticht. Man trifft jeden Tag auf neue Leute aus den Graduate- oder Undergraduate-Programmen und hat die Möglichkeiten, sich in diversen Student Organizations zu betätigen. Ich war beispielsweise Teil des USC Men’s Rowing-Teams, spielte Fußball, wanderte mit dem Hiking Club, lernte Salsa im Tanzclub zu tanzen (bzw. versuchte es) und machte großartige Ausflüge mit dem Photography Club, wenn ich nicht gerade die Gyms aufsuchte.
Wo auch immer man sich engagierte, ist man stets auf freundliche und offene Leute gestoßen. Besonders hervorzuheben ist, dass an vielen der Veranstaltungen nicht nur Studierende, sondern auch die Professoren teilgenommen haben und so durchweg eine familiäre Umgebung bestand.
Als USC-Student kann man auch nach Belieben kostenlos alle sportlichen Veranstaltungen der Universitätsmannschaft Trojans, wie z.B. Basketball-, Volleyball- sowie manche American-Football-Spiele (die ansonsten kostenpflichtig sind), besuchen. Das absolute Highlight des pulsierenden Campuslebens waren auf jeden Fall die Heimspiele der Football-Mannschaft im Coliseum, dem USC-eigenen Footballstadium, das ca. 79.000 Menschen Platz bietet. Beim Tailgaiting, dem Einstimmen mit Drinks und reichlich Essen auf das Footballspiel, aber natürlich auch während und nach dem Spiel erlebte man mit der ganzen Trojan Family eine Stimmung, die an einer deutschen Universität unvorstellbar ist und in den College Pubs, wie z.B. dem 901, noch einmal seinen Höhepunkt fand.
Leben in L.A.
Das Leben in L.A. lässt keine Wünsche offen. Hier kommen Feinschmecker, Nachtschwärmer, Sportler, Filmbegeisterte etc. voll auf ihre Kosten. Die Stadt ist nicht nur wegen der Vielfalt ihrer knapp 4 Millionen Einwohner, sondern vor allem auch wegen ihrer angenehmen klimatischen Verhältnisse, die selbst zwischen November und März im Durchschnitt für Temperaturen von über 20 Grad Celsius sorgen, einzigartig. Absolut empfehlenswert sind zudem Roadtrips durch ganz Kalifornien und die umliegenden Nachbarstaaten, wie z.B. Arizona, Phoenix, Nevada.
On- und Off-Campus Housing
Die USC bietet LL.M.-Studierenden an, für die Zeit des Studiums in den USC-eigenen Wohnheimen zu wohnen. Ich habe mit einem Kommilitonen in einem privaten Studentenwohnheim in einer fußläufig erreichbaren Entfernung zum USC-Campus gewohnt, da dieses mich mit tollen Amenities, wie z.B. Pools, und einem (für L.A.) guten Preis-Leistungsverhältnis überzeugt hat. Aufgrund des pulsierenden Campus-Lebens und der für L.A. ungewöhnlich guten Anbindung zum Public Transport (Blue Line Metro nach DTLA und Santa Monica) kann ich auch nur jedem empfehlen, sich in der Nähe der USC eine Bleibe zu suchen.
Finanzierung
Das Leben und Studieren in L.A. ist im weltweiten Vergleich sehr teuer. Dennoch darf man sich von diesen auf den ersten Blick hohen Kosten nicht abschrecken lassen. Die USC bietet vor allem Europäern großzügige Scholarships für Tuition Fees und Housing (off- und on-campus) an, sodass die von einem selbst zu tragenden Kosten deutlich gesenkt werden. Zudem kann ich nur empfehlen, sich rechtzeitig auf Stipendien zu bewerben oder auch auf Finanzierungen in Form von umgekehrten Generationenverträgen zurückzugreifen.
Fazit
Das LL.M.-Studium an der USC war die bis hierhin beste Entscheidung meines Lebens. Das Studium bereicherte mich nicht nur fachlich, sondern vor allem auch persönlich durch das Kennenlernen von Kommilitonen aus mehr als 43 Ländern. Insgesamt war es eine Zeit, die ich wegen der unzähligen tollen Erfahrungen auf keinen Fall missen möchte. Daher kann ich jeden nur dazu ermutigen, sich für einen LL.M. (an der USC) zu entscheiden.
Du willst ebenfalls einen Erfahrungsbericht veröffentlichen und andere an Deinen Erfahrungen und Erlebnissen im Rahmen Deines LL.M.-Studiums teilhaben lassen? Mehr Informationen zum Ablauf findest du hier.