Welche Tipps gibt es für das Studium an der Law School?

Zuletzt aktualisiert am 20.3.2024

Nachfolgend findest Du einige praktische Hinweise für das LL.M.-Studium an einer US-amerikanischen Law School.

Inhalt

I. „Don’t be shy!“

Während des LL.M.-Studiums sollte man nicht nur seine internationalen Kommilitonen kennenlernen, sondern auch die Professoren, die meistens sehr zugänglich und hilfsbereit sind. Die Dozenten kennen oftmals nicht nur alle ihre Studenten beim (Vor-)Namen, sondern ermuntern sie auch, sich bei Fragen und Problemen direkt an sie zu wenden. So entsteht eine fast familiäre Atmosphäre, die man an deutschen Universitäten in dieser Form eher selten findet. Oftmals kommt es auch vor, dass Professoren kleinere Gruppen von Studenten zum Mittagessen oder zu sich nach Hause einladen, um eine Unterhaltung in ungezwungener Atmosphäre zu ermöglichen.

II. Auswahl der Kurse

Die Kursauswahl erfolgt regelmäßig zu Beginn des Fall Term und des Spring Term. Oftmals bekommt man einen Professor als Academic Adviser zur Seite gestellt, der einen bei der Kurswahl berät.

(Deutsche) Arbeitgeber interessieren sich im Regelfall weniger für die belegten Kurse, sondern mehr für die mit dem Auslandsaufenthalt verbundenen Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen. Daher sollte man von dem typischerweise äußerst breiten Kursangebot der US-amerikanischen Law Schools Gebrauch machen und diejenigen Kurse wählen, die einen tatsächlich interessieren. Dabei sollte man ruhig auch ungewöhnliche und in Deutschland nicht angebotene Kurse belegen, um seinen (juristischen) Horizont zu erweitern.

Main Building, University of Texas at Austin
Main Building, University of Texas at Austin – US-amerikanische Law Schools bieten oftmals ein breit gefächertes Angebot an Kursen, darunter auch exotische Themen, wie etwa „Oil and Gas Law" an der UT School of Law.

Häufig ist es auch möglich, Kurse an anderen Fakultäten der Universität zu besuchen (Cross-Registration), etwa an der jeweiligen Business School. Diese Kurse zählen zwar meisten zu den erforderlichen Credits, ein besonderes Zertifikat oder einen Abschluss erhält man aber im Regelfall nicht. Dennoch sollte man diese Möglichkeit nutzen, um auch etwas über den juristischen „Tellerrand“ zu blicken.

Will man nach Abschluss des LL.M.-Studiums eine Anwaltszulassung in den USA erwerben, so ist es oftmals erforderlich, während des Studiums eine Mindestanzahl an Credits sowie bestimmte Kurse zu belegen. Man sollte sich über die Anforderungen frühzeitig informieren (z.B. bei der Law School), um seine Belegung entsprechend ausrichten zu können.

III. Vorbereitung der Kurse

Auch wenn das LL.M.-Studium nicht so anspruchsvoll wie das deutsche Jurastudium ist, sollte man den Aufwand für die Vorbereitung der Kurse nicht unterschätzen.

In den meisten Fällen müssen für die Kurse bestimmte Buchkapitel und vor allem Gerichtsentscheidungen vorab gelesen werden (Reading Assignments). Vor allem die Einführungskurse zum Vertrags-, Delikts- oder Verfassungsrecht finden meisten nicht als Frontalunterricht, sondern nach der sokratischen Methode (Socratic Method) statt, bei der der Stoff gemeinsam mit den Studenten erarbeitet wird. Dabei wird eine aktive Mitarbeit erwartet, oftmals werden Studenten auch durch den Professor aufgerufen, ohne dass sie sich gemeldet haben (Cold Calling). Die meisten Professoren behandeln J.D.– und LL.M.-Studenten gleich und so kann man sich schnell in der Situation finden, den Sachverhalt oder die Kernaussage einer Gerichtsentscheidung präsentieren bzw. bewerten zu dürfen.

Diese Unterrichtsform ist für viele deutsche Studenten gewöhnungsbedürftig, hat aber nicht nur den positiven Nebeneffekt, dass man sich intensiv mit dem Stoff auseinandersetzt, sondern macht die Vorlesungen aufgrund der vielen Diskussionen und der von den Mitstudenten eingebrachten Aspekten sehr interessant und kurzweilig. Zudem bekommt man auch sehr schnell heraus, für welche Kurse man tatsächlich alle Readings durcharbeiten muss und für welche ein grober Überblick ausreicht.

University of Chicago
University of Chicago – Nicht nur an der University of Chicago Law School, sondern auch an den meisten anderen US-amerikanischen Law Schools wird viel Wert auf die Socratic Method gelegt.

IV. Bücher

Lehrbücher zum US-amerikanischen Recht sind sehr teuer, auch wenn sie oftmals zu einem Großteil aus abgedruckten Gerichtsentscheidungen bestehen. Hier kann es sich lohnen, Bücher gebraucht zu kaufen oder über spezielle Anbieter zu mieten.

Eines der wichtigsten Arbeitsmittel ist das Bluebook, das die juristischen Zitierregeln enthält. Auch wenn sich die wichtigsten Regeln auch im Internet finden, etwa auf der Seite der Tarton Law Library der University of Texas at Austin School of Law, lohnt sich die Anschaffung. Auf die genaue Einhaltung der Zitierweise wird zumindest im Rahmen des Kurses zum Legal Research and Writing großer Wert gelegt, bei sonstigen schriftlichen Arbeiten, etwa den Papers für Seminare oder der Abschlussarbeit, hängt das von dem jeweiligen Professor ab.

Einen guten Einstieg in das Recht der USA bietet das deutschsprachige Lehrbuch US-amerikanisches Recht von Professor Hay (Emory University School of Law), das sich auch schon vor dem Studium zu lesen lohnt (bestellbar etwa bei Amazon oder über den lokalen Buchhandel, abrufbar auch in der beck-eLibrary). In dem Buch werden die wichtigsten Rechtsgebiete (z.B. Verfassungsrecht, Vertragsrecht, Deliktsrecht) behandelt und dabei auch Hintergründe erläutert sowie Unterschiede zum deutschen Recht aufgezeigt.

V. Prüfungen

Die Prüfungen an den Law Schools werden meistens schriftlich am eigenen Laptop abgehalten, entweder in der Law School (In-Class Exam) oder an einem selbst gewählten Ort (Take-Home Exam). Prüfungszeiten sind regelmäßig am Ende des Fall Term und des Spring Term, einige Prüfungen finden aber auch schon während des Semesters statt (Midterm Exams, Midterms).

Exam in Progress
„Exam in Progress” – Die Prüfungen an den US-amerikanischen Law Schools finden nicht nur in der Law School selbst, sondern teilweise auch zuhause statt.

Die Prüfungen sind nicht mit den Klausuren im deutschen Jurastudium oder Staatsexamen vergleichbar, sodass man diese mit einer vernünftigen Vorbereitung ohne Weiteres bestehen kann. Gegenstand der Prüfungen ist der in der Vorlesung behandelte Stoff. Idealerweise bereitet man daher die Kurse nicht nur vor, sondern auch nach und erstellt schon während des Semesters eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Fälle (Case Brief) sowie des gesamten Stoffes (Outline). Oftmals finden Prüfungen in Form von Open Book Exams statt, bei denen man dann seine selbst erstellten Unterlagen mitbringen darf.

Hinweis:

Schummel (z.B. Abschreiben) während der Prüfungen ist an den US-amerikanischen Law Schools absolut verpönt und sollte daher tunlichst unterlassen werden. Verstöße gegen den Honor Code, der die Regelungen zum redlichen Verhalten in der Law School enthält, werden rigoros geahndet und können in schwerwiegenden Fällen auch eine Exmatrikulation ohne Abschluss zur Folge haben.