Big Law hautnah! – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der Columbia Law School (2021/2022)
Es war eine meiner besten Entscheidungen, das LL.M.-Studium an der Columbia Law School unmittelbar vor dem Berufseinstieg zu absolvieren. Die Universität, der Big Apple und Big Law hautnah zu erleben, fühlten sich an wie zehn Monate durchgehend eine Welle zu reiten.
Inhalt
Bewerbung und Finanzierung
Die Bewerbung für ein LL.M.-Studium an der Columbia Law School sowie generell in den USA hat es in sich und sollte frühzeitig, das heißt etwa sechs Monate vor Ablauf der Bewerbungsfrist, angegangen werden. Neben den üblichen Erfordernissen, wie zum Beispiel übersetzten Zeugnissen, Empfehlungsschreiben und Motivationsschreiben, sollte man sich vor allem intensiv mit den Universitäten auseinandersetzen, bei den man sich bewerben möchte. Dadurch findet man nicht nur das für sich passende LL.M.-Programm, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit einer Zusage, da man im Motivationsschreiben besser begründen kann, weshalb man sich gerade für die jeweilige Universität bewirbt.
Die Columbia Law School sieht es gerne, wenn Bewerber Berufserfahrung mitbringen, wozu etwa eine wissenschaftliche Mitarbeit in einer Kanzlei während der Promotion sowie die Anwaltsstation im Referendariat gehören können. Ist die Bewerbung abgeschickt, dauert es etwa drei Monate bis man eine Antwort erhält. Aufgrund ihrer Beliebtheit und der wenigen deutschen Bewerber, die an der Columbia Law School zugelassen werden (bei mir waren es insgesamt fünf deutsche LL.M.-Studenten), ist es ratsam, sich an möglichst vielen Universitäten zu bewerben.
Bei der Finanzierung sollte man wissen, dass die Columbia Law School eine der teuersten Universitäten in den USA ist. Neben den beträchtlichen Studiengebühren sind es auch die Lebenshaltungskosten, die kostspielig sind. Daher ist es hilfreich, sich frühzeitig für möglichst viele Stipendien zu bewerben, die oftmals eine frühe Bewerbungsfrist haben. Neben den üblichen Stipendien von Stiftungen und Organisationen bieten inzwischen auch Großkanzleien finanzielle Unterstützung für LL.M.-Studiengänge an.
Das LL.M.-Studium an der Columbia Law School
Die Columbia Law School hat einen der größten LL.M.-Studiengänge in den USA. In meinem Fall waren es sogar über 370 Teilnehmer, da einige Studenten ihren Beginn bedingt durch COVID um ein Jahr aufgeschoben hatten. Ein derart großer Teilnehmerkreis bietet den Vorteil, sowohl ein großes Netzwerk aufbauen, als auch viele Freundschaften schließen zu können.
Um den Interessen aller LL.M.-Kandidaten gerecht zu werden, sind die Kurse an der Columbia Law School vielfältig. Zu den wohl stärksten Rechtsgebieten gehört der Bereich Corporate, was mit der Ausrichtung der Columbia Law School zusammenhängt, möglichst viele Absolventen auf den Einstieg in einer international tätigen Wirtschaftskanzlei, vorzugweise direkt in New York, vorzubereiten und dort unterzubringen. Neben den üblichen wirtschaftsrechtlichen Kursen, wie zum Beispiel Gesellschafts- oder Kapitalmarktrecht, bietet die Columbia Law School zudem Vorlesungen und Seminare zu Private Equity sowie anderen Schwerpunkten mit Bezug zu Mergers & Acquisitions an. Bemerkenswert und sehr hilfreich fand ich, dass an der Law School auch BWL-Kurse, wie zum Beispiel Corporate Finance und Accounting, angeboten werden. So wertvoll diese Themenbereiche für die praktische Arbeit im Transaktionsgeschäft sind, bleiben sie leider in der deutschen juristischen Ausbildung oftmals unberücksichtigt.
Wenngleich man bei der Wahl der Fächer etwas flexibel sein muss und man nicht immer an allen Kursen teilnehmen kann, die man gerne besuchen würde, war ich letztlich sehr zufrieden mit meiner Belegung. Gerade die Abwechslung zwischen größeren, unpersönlicheren Vorlesungen und kleineren, persönlicheren Seminaren machten den Unterricht kurzweilig.
Der Campus der Columbia University und das Leben in New York
Der Campus der Columbia Law School ist atemberaubend. Hierbei sind es nicht nur die Größe, die prächtigen Bauten und die hervorragende Pflege, sondern auch die Tatsache, dass der Campus mitten in Manhattan liegt. Trotz der tatsächlich niemals schlafenden Stadt schafft der Campus für Studenten einen Rückzugsort, an dem sie unter sich sein, konzentriert lernen und eine Community aufbauen können.
Mit Blick auf die hohen Studiengebühren empfand ich es als angenehm, dass die Columbia Law School keine Kosten spart und versucht, ihren Studenten den Alltag durch den Einsatz von ausreichend Personal und Service zu erleichtern. Zum Beispiel hat man einen persönlichen Ansprechpartner, der bei der Wahl der Kurse, aber auch bei organisatorischen Dingen unterstützt. Wer, wie ich, auf dem Campus wohnt, kann sich bei die Wohnung betreffenden Angelegenheiten an den Columbia Housing Service wenden. Dieser war in den Mietkosten von knapp USD 1.300 monatlich für ein Shared Apartment inbegriffen und übernahm in meinem Fall zum Beispiel kleinere Reparaturen. Alles in allem fühlte ich mich auf dem Campus gut aufgehoben.
Das Leben in New York sucht seinesgleichen. Knapp ein Jahr in dieser Stadt zu leben, ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Die schnelle und günstige Anbindung per U-Bahn nach Downtown Manhattan bietet die Möglichkeit, sich alles genau anzusehen und viel zu erleben. Gerade die Anfangszeit im August, in der es noch sehr warm war, blieb mir in guter Erinnerung. Die Stadt bietet viel und ich denke, hier ist für jeden etwas dabei.
Als sportinteressierte Person genoss ich es, die Basketballspiele der New York Knicks und der Brooklyn Nets mehrfach live in der Halle zu verfolgen. Ein Baseballspiel der New York Yankees ist ebenfalls ein unvergessliches Event, das ich empfehlen kann. Überdies bietet die Vielfalt der Stadt die Möglichkeit, Neues auszuprobieren. So war ich zum Beispiel in verschiedenen Museen, die ich in dieser Häufigkeit sonst wohl nicht besucht hätte. Das vorhandene Fachwissen meines Kommilitonen machte die Sache ungleich interessanter, da er zahlreiche Geschichten zu den Kunstwerken erzählen konnte. Essensliebhaber kommen auch auf ihre Kosten. Die Restaurants in Little Italy, Chinatown, aber auch die berühmten Steakhouses bieten nicht nur allerlei Köstlichkeiten, sondern sind auch ein wahres Erlebnis.
Die Anbindung zu Big Law und weitere Vorteile des Standortes
Ein weiterer Vorteil der Lage mitten in New York ist die gute Anbindung an Big Law. Partner der dort führenden international tätigen Großkanzleien halten Kurse an der Columbia Law School, was es einfach macht, die ersten Kontakte zu knüpfen. Je nach Kurs bekommt man sogar die Möglichkeit, sich das New Yorker Office der ein oder anderen Kanzlei anzusehen. Da die Kurse gemeinsam mit den J.D.-Studenten stattfinden, herrscht ein reger Austausch, wodurch man einiges über das Leben als Associate in New York erfahren kann. Gerade für diejenigen, die sich vorstellen können, in New York in den Beruf einzusteigen, bietet die Columbia Law School eine gute Plattform, ein Gespür dafür zu bekommen, ob dieser berufliche Schritt richtig ist.
Auch was den Jobeinstieg in Deutschland betrifft, ist der Standort in New York City vorteilhaft. Die allseits beliebten LL.M.-Events der deutschen Kanzleien finden mehrheitlich direkt in New York City statt. Dies reduziert den Reiseaufwand und gibt einem die Möglichkeit, diese Events auch in zeitintensiveren Phasen wahrzunehmen. LL.M.-Events außerhalb von New York City sind aufgrund der Nähe zu gleich drei Flughäfen aber ebenfalls gut erreichbar.
Fazit
Insgesamt kann ich das LL.M.-Programm an der Columbia Law School uneingeschränkt empfehlen. Gerade für Studenten, die gerne in einer internationalen Großkanzlei arbeiten möchten, bietet es eine perfekte Möglichkeit, den fachlichen wie persönlichen Horizont zu erweitern und einen guten Einblick in die Tätigkeit der in New York ansässigen international tätigen Großkanzleien zu erhalten.
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