Go, Blue Devils! – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der Duke University School of Law (2022/2023)

Veröffentlicht am 14.6.2023

Ronja Wosch, LL.M. (Duke)

Die Duke University ist vermutlich nicht die erste amerikanische Universität, die vielen deutschen Studierenden bei der Planung für einen LL.M. in den Sinn kommt. Obwohl sie in diesem Jahr gleichauf mit der Harvard University auf Platz 5 des Law School Rankings des U.S. News & World Reports für US-Universitäten gelandet ist, ist die Duke University immer noch ein Geheimtipp für all diejenigen, die eine hochqualifizierte akademische Ausbildung mit dem Charme einer amerikanischen Campus-Uni verbinden wollen.

Inhalt

Vorbereitung und Bewerbung für den LL.M.

Der Bewerbungsprozess für einen LL.M. in den USA verlangt neben einer langfristigen Planung vor allem auch, dass man den Überblick behält. Neben verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten müssen sich Interessierte zwischen zahlreichen Universitäten und Programmen entscheiden. Beispielsweise bieten manche Universitäten nur einen „General LL.M.“ an, andere wiederum erlauben Spezialisierungen während des Studiums und den Erwerb von Schwerpunktszertifikaten. So konnte ich beispielsweise an der Duke University ein Zertifikat im Bereich „Business Law“ erwerben, da meine Kurswahl und das Thema meiner Masterarbeit entsprechend ausgerichtet waren. Solche zusätzlichen Vertiefungsmöglichkeiten sollten, wenn möglich, schon vorher verglichen werden, um das individuell am besten passende Program ausfindig zu machen.

An diese Stelle ist sicher auch ein Hinweis auf LSAC (Law School Admission Council) angebracht. Das LSAC-Portal, über das der Großteil der Universitäten die Bewerbungen abwickelt, erfordert eine enge Zusammenarbeit mit dem heimuniversitären Studienbüro, um alle Formalitäten der Bewerbung einzuhalten. Zeugnisse müssen direkt und versiegelt vonseiten der Universität versendet werden; auch die Umrechnung der deutschen Staatsexamina durch LSAC verläuft nicht immer einwandfrei. Insofern kann ich Interessierten nur ans Herz legen, sich frühzeitig mit dem System bekannt zu machen und entsprechend viel Zeit für die Einreichung der Unterlagen einzuplanen.

Vonseiten der Duke University habe ich während des gesamten Bewerbungsprozess eine sehr angenehme, persönliche Begleitung erhalten, die sich sehr positiv von der Erreichbarkeit anderer „International Offices“ unterschieden hat. Dies war ein erstes Anzeichen dafür, dass die beschränkte Jahrgangsgröße im LL.M. an der Duke University einen wesentlich engeren Austausch zwischen Studenten und Fachpersonal ermöglicht. Auch das starke Alumni-Netz hat mir die Vorbereitung erheblich erleichtert, sodass ich Interessierte nur ermutigen kann, bei Fragen gerne persönlich mit mir Kontakt aufzunehmen.

Duke Chapel
Duke Chapel

Warum Duke?

Die Duke University vereint für mich sehr hochqualifizierte akademische Ausbildung mit einem familiären Umfeld, in dem der zwischenmenschliche Kontakt und die Förderung der Studenten Vorrang genießen. Der LL.M.-Jahrgang ist mit ca. 100 Studenten größentechnisch in der Mitte der LL.M.-Programme einzuordnen. Das hat aus meiner Sicht zahlreiche Vorteile: Es entsteht ein engerer Kontakt mit den amerikanischen J.D.-Studenten, das Verhältnis zu den Professoren und der Austausch innerhalb der Vorlesungen ist viel persönlicher. Mit überschaubaren Kursgrößen sind LL.M.s in der Vorbereitung und Beteiligung genauso gefordert wie J.D.s und nehmen damit die bestmögliche Ausbildung – sowohl inhaltlich als auch sprachlich – mit.

Außerdem bietet die Duke University eine beeindruckende Auswahl an Kursen an. Neben klassischen wirtschaftsrechtlichen Kursen wie International Arbitration, International Business Law, Business Associations, Bankruptcy and Corporate Restructuring habe ich auch einige Seminare mit spezielleren Themen belegt. Vor allem die Kurse Pre-Trial Litigation, Climate Change and Financial Markets sowie Negotiations haben einen sehr realistischen, praxisorientierten Einblick in das jeweilige Themengebiet gegeben. Ebenso bestanden die Prüfungsleistungen aus Simulationsaufgaben, die in Kleingruppen als „Kanzlei“ oder allein umzusetzen waren. Diese Erfahrungen haben meine fachliche Entwicklung nachhaltig beeinflusst und nach vorne gebracht.

Campus der Duke University
Campus der Duke University

Studentenleben in Durham und Umgebung

Durham ist nicht vergleichbar mit New York oder einer deutschen Großstadt, aber das war für mich auch gerade der Charme. Dadurch, dass sich sehr viel auf dem Campus oder zusammen mit anderen LL.M.s abspielt, fehlte mir dieser Großstadt-Charakter überhaupt nicht. Wir haben vielmehr als Jahrgang jedes Wochenende etwas zusammen unternommen und die Gegend erkundet. Durham ist von schönen Nationalparks umgeben und bietet auch Downtown viele Möglichkeiten für gemeinsame Unternehmungen, wie zum Beispiel Szene-Brauereien und Live-Musik-/Open-Air-Events. Die – für amerikanische Dimensionen – nahe Anbindung an Washington, D.C. und New York habe ich dabei genauso schätzen gelernt wie die Great Smoky Mountains im Westen und die Outer Banks im Osten von North Carolina.

Blue Ridge Parkway
Blue Ridge Parkway
Outer Banks
Outer Banks

Wie viele meiner Kommilitonen habe ich in Durham in Fußnähe zum Campus in den Belmont Apartments gewohnt. Diesen Wohnkomplex kann ich insbesondere aufgrund der Anbindung an das Busnetz und der Nähe zum Law School Gebäude (ca. 10 Minuten Fußweg) empfehlen.

Das Sportangebot rund um die Duke University ist immens. Als Student/in kommt man daher gar nicht darum herum, sich in regelmäßigen Abständen in die Zuschauerränge des Cameron Indoor Stadiums für eines der bekannten Basketballspiele der Blue Devils einzureihen. Die Sportmannschaften der Duke University sind insgesamt sehr beliebt und locken entsprechend viele Zuschauer an. Die tolle Stimmung bei den Spielen zeigt, wie groß die Identifikation der Studenten mit ihrer Uni ist, und steckt an – insbesondere, wenn ein Spiel gegen den Erzrivalen UNC (University of North Carolina) gewonnen wird.

Vorstellung der Basketball-Mannschaft
Vorstellung der Basketball-Mannschaft
Feier nach dem Basketballspiel
Feier nach dem Basketballspiel

Fazit

Der LL.M. an der Duke University war für mich genau das, was ich mir von einem Masterstudium in den USA erhofft hatte: Spannende Kurse außerhalb das traditionellen deutschen Curriculums, persönlicher Kontakt zu den Dozenten und ein bunt gemischter Jahrgang von ca. 100 Studenten aus 37 Ländern, der mit immer wieder neuen kulturellen Eindrücken und gemeinsamen Erlebnissen verbunden war. Insofern kann ich das LL.M.-Programm an der Duke University für all diejenigen empfehlen, die eine Alternative zur Großstadt suchen und eine gut vernetzte Campus-Universität mit hohem akademischen Anspruch bevorzugen.

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