Being a Bruin – Erfahrungsbericht zum LL.M.-Studium an der University of California, Los Angeles School of Law (2021)

Veröffentlicht am 2.2.2022

Maarten van der Werf, LL.M. (UCLA)

Repetitor bei der KissAkademie und Rechtsreferendar am Kammergericht

Im März 2020 habe ich mein erstes Staatsexamen in Berlin abgeschlossen. Die Wartezeit bis zum Referendariat wollte ich nutzen, um meinen LL.M. an der Westküste der USA zu machen. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, das Jahr an der University of California, Los Angeles (UCLA) zu verbringen. Eine Entscheidung, die ich trotz eines Digitalsemesters nicht für eine Sekunde bereut habe.

Inhalt

Die UCLA

Der Campus der UCLA sieht so aus, wie man sich einen amerikanischen Unicampus vorstellt – nicht zuletzt deswegen, weil er als Drehort zahlreicher Filme und Serien genutzt wurde und wird. Das Gelände ist weitläufig, voller schöner Backsteingebäude, die farblich aufeinander abgestimmt sind und viel Grün. Auf quasi omnipräsenten Bannern brüstet sich die UCLA als beste öffentliche Universität der Welt. Es gibt viele Restaurants auf dem Campus, bei denen man seine Bestellung sogar bequem durch Roboter liefern lassen kann.

Delivering food to Bruins
Delivering food to Bruins

Außerdem gibt es Fitnessstudios, Tennisplätze, Squash Courts, Schwimmbäder und viele weitere Sportangebote auf dem Campus, die für Studenten kostenlos zugänglich sind. Sport hat an der UCLA generell einen hohen Stellenwert. Es gehört zum typischen Studentenleben dazu, die Bruins anzufeuern, insbesondere im American Football und Basketball.

Touchdown für die Bruins!
Touchdown für die Bruins!

Das LL.M.-Programm

Eigentlich wollte ich im August 2020 mit dem LL.M.-Studium beginnen. Wegen Corona durfte ich den Start aber auf Januar 2021 verschieben. Aus dem gleichen Grund habe ich mich auch entschieden, das erste Semester, das ohnehin online stattfand, aus Deutschland zu besuchen. Meine Kurse dauerten wegen der Zeitverschiebung regelmäßig bis spät in die Nacht, teils bis 4 Uhr morgens. Das zweite Semester habe ich dann vor Ort in LA verbracht und konnte die Zeit voll auskosten.

Royce Hall auf dem UCLA-Campus
Royce Hall auf dem UCLA-Campus

Die UCLA bietet für den LL.M. verschiedene Spezialisierungen an. Ich habe den Bereich „Media, Entertainment, and Technology Law and Policy“ gewählt. Das Programm lebt davon, dass LA im Herzen der Unterhaltungsindustrie liegt. Die Dozenten kommen zumeist direkt aus der Praxis und sind echte Industriegrößen mit besten Verbindungen. So hatten wir etwa in einem der Kurse unter anderen einen Emmy-prämierten Schauspieler und den CEO von CBS zu Gast. Auch die Betreuung ist sehr persönlich. Die meisten Dozenten kenne die Namen aller ihrer Kursteilnehmer und bieten aktiv ihre Hilfe für die Jobsuche an. Daher besteht für mich kein Zweifel, dass die UCLA den ersten Platz im Ranking des Hollywood Reporters im Bereich „Entertainment Law“ auch wirklich verdient hat.

Vorlesung Entertainment Unions & Guilds mit Prof. Wetanson
Vorlesung Entertainment Unions & Guilds mit Prof. Wetanson

Bewerbungsverfahren

Die Bewerbung bei US-Law-Schools läuft über das Onlineportal des Law School Admission Council (LSAC) ab. Dort müssen Motivationsschreiben, Lebenslauf, TOEFL/IELTS-Ergebnisse, Belege über universitäre Leistungen und Staatsexamina sowie Empfehlungsschreiben hochgeladen werden. Jede Bewerbung kostet Geld. Dennoch würde ich dazu raten, sich bei mehreren in Betracht kommenden Universitäten zu bewerben. Nicht nur um die Zulassungschancen zu erhöhen, sondern auch, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Viele wissen nicht, dass man mit den Universitäten häufig bis zu einem gewissen Grad über die Studiengebühren verhandeln kann. Denn die Law Schools stehen im starken Wettbewerb um die besten Bewerber. Als Beispiel: Neben der UCLA hatte ich mich auch an der UC Berkeley beworben, zunächst aber nur von der UCLA ein Stipendium erhalten. Nachdem ich dies dem Admissions Office in Berkeley mitgeteilt hatte, wurden mir dort kurzerhand 25.000 $ der Studiengebühren erlassen. Dieses Stipendium konnte ich wiederum benutzen, um die UCLA zu einer Erhöhung um 2.500 $ zu bewegen. Kurzum: Wer mehrere Zusagen hat, sollte diese auch zur Verhandlung nutzen.

Bei der UCLA wird der Bewerbungsprozess vor allem von Vic Telesino betreut. Er kümmert sich wirklich gut und zuverlässig um die Bewerber und hat eine wahnsinnig schnelle Antwortzeit. Man kann bei ihm ohne Weiteres Fragen stellen und bekommt immer eine freundliche Antwort.

Zuletzt noch ein Tipp: Die Bewerbung an US-Law-Schools läuft oft in mehreren zeitlichen Runden ab. Je früher man sich bewirbt, desto höher sind die Chancen genommen zu werden. Deswegen ist es wichtig, schon frühzeitig alle Fristen im Blick zu behalten.

UCLA Law Library
UCLA Law Library

Finanzierung

Das LL.M.-Programm an der UCLA kostet knapp 68.000 $. Darin enthalten ist aber auch die Krankenversicherung, die die UCLA anbietet. Organisiert man diese privat, kann man fast 4.000 $ sparen ohne weniger Leistungen zu haben. Als qualifizierter Bewerber stehen die Chancen außerdem sehr hoch, einen Dean’s Tuition Fellowship Award in Höhe von 20.000 bis 30.000 $ zu erhalten. Außerdem sollte man (wie bereits erwähnt) versuchen, Angebote anderer Universitäten zur Verhandlung einzusetzen. Ich persönlich habe letztlich 32.500 $ der Studiengebühren von der UCLA erlassen bekommen. Zusätzlich wurde ich von der Konrad-Adenauer-Stiftung mit 10.000 € Studienkostenzuschuss, einer Reisekostenpauschale und knapp 1.000 € monatlichem Zuschuss für die Lebenshaltungskosten unterstützt.

Daneben habe ich einmal die Woche Privatunterricht für Examenskandidaten in Deutschland gegeben und war noch bei einem Repetitorium in Marketing- und IT-Sachen eingebunden. Mit dem Nebenverdienst hat sich die Lebenshaltung komfortabel finanzieren lassen. Allerdings sollte man sich genau überlegen, ob man während des LL.M.-Studiums Zeit für Nebenjobs hat.

Zuletzt sollte man in seinem Budget auch einplanen, dass die Lebenshaltung, insbesondere in LA, weitaus teurer als in Deutschland ist (dazu sogleich).

Blick auf LA aus dem Griffith Park
Blick auf LA aus dem Griffith Park

Wohnen in Los Angeles

Die UCLA liegt in Westwood, wo auch die meisten Studenten wohnen. Das wäre auch meine Empfehlung. Das Westwood Village bietet tolle Restaurants, Bars und alle notwendigen Einkaufsmöglichkeiten. Die meisten meiner Kommilitonen haben für ihr Apartment ca. 1.200 bis 1.600 $ im Monat ausgegeben. Ich habe in der wohl günstigsten Option, einem Co-op (Cooperative Housing), gewohnt. Das ist eine Art Wohnheim, das einer Studentenvereinigung gehört. Vorteil: Nur knapp 700 $ Kosten im Monat, drei Mahlzeiten am Tag inklusive und viele Kontaktmöglichkeiten. Nachteil: Man muss damit rechnen, kein Einzelzimmer zu bekommen und einmal die Woche für vier Stunden im Haus, beispielsweise in der Küche, helfen. Meine Co-op-Erfahrung war fantastisch und ich würde es jedem weiterempfehlen.

Der öffentliche Nahverkehr in LA ist nicht sonderlich gut ausgebaut und besteht vor allem aus zahlreichen Buslinien. Aus Westwood braucht man etwa 40 Minuten mit dem Bus zum Strand nach Santa Monica, wo ich mit meinen Kommilitonen im Sommer einmal pro Woche Beachvolleyball gespielt habe. Man kann ebenso einen Bus nach Downtown LA oder nach Hollywood nehmen. Die Wanderung zum Hollywood-Sign ist auf jeden Fall ein Muss.

Außerdem ist LA in der Nähe von mehreren Nationalparks, San Diego und San Francisco gelegen und damit auch die ideale Basis, um in Kalifornien zu reisen.

Der Strand in Santa Monica
Der Strand in Santa Monica

Fazit

Ich habe an der UCLA viel über das spannende Rechtsgebiet Entertainment Law gelernt und (was noch viel wichtiger ist) tolle Menschen kennengelernt. Gleichzeitig kann man quasi jeden Tag in der Sonne verbringen. Wenn ich an meine Zeit in LA denke, bin ich nur traurig, dass sie schon vorbei ist.

Regency Theatre im Westwood Village
Regency Theatre im Westwood Village

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