Fight on! – Erfahrungsbericht zum LL.M. Studium an der University of Southern California Gould School of Law (2021/2022)

Veröffentlicht am 24.7.2022

Frederik Roos, LL.M. (USC)

Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hengeler Mueller in München

Ich habe von August 2021 bis Ende Mai 2022 ein Master-of-Laws-Programm an der Gould School of Law der University of Southern California (USC) im Herzen von Los Angeles absolviert. Mir persönlich ging damit der Traum eines Studiums an einer US-amerikanischen Law School in Erfüllung, zeitgleich hatte ich die Möglichkeit, ein Jahr unter der Sonne Kaliforniens in einer pulsierenden Großstadt wie LA zu leben.

Inhalt

Bewerbung und Vorbereitung

Für die LL.M.-Programme in den USA gilt generell, dass die Bewerbung (insbesondere um Stipendien) frühzeitig in Angriff genommen werden sollte, da die Fristen teilweise bereits ein Jahr vor Beginn des Programms ablaufen. Für den TOEFL-Test, die Anforderung einiger Transkripte von dem JPA bzw. der jeweiligen Uni in englischer Sprache sowie die Law-School-spezifischen Motivations- oder Empfehlungsschreiben (letztere werden für die USC Gould nicht benötigt), sollte ebenfalls ein wenig Vorlaufzeit eingeplant werden, bevor dann alle Dokumente an das LSAC zur Prüfung und Weiterleitung an die Law Schools geschickt werden.

Grundsätzlich gilt, dass sobald erst einmal alle Dokumente gesammelt sind, jede weitere Bewerbung nur wenig zusätzliche Zeit in Anspruch nimmt, sodass man durchaus mehrere Bewerbungen abschicken sollte. Ich persönlich habe mich vorher mit den Universitäten auseinandergesetzt (insbesondere während des e-fellows LL.M. Day) und mich bewusst nur bei der USC Gould School of Law beworben. Ich würde aber empfehlen, mehrere Bewerbungen abzuschicken.

Auf dem LL.M. Day von e-fellows (den ich für einen Überblick über die LL.M.-Programme und alle relevanten Aspekte sowie Gespräche direkt mit den Law Schools nur wärmstens empfehlen kann) habe ich mich mit verschiedenen Universitäten aus UK und den USA unterhalten. Dabei hat mich das Flair der USC sowie der Gedanke an ein Jahr in einer Großstadt wie Los Angeles inmitten von Kalifornien sehr gereizt. Die Kombination dieser Erfahrung an der „West Coast“ mitsamt dem Campusleben an der USC und der Möglichkeit eines LL.M.-Abschlusses an einer Top-20 Law School in den USA hat für mich letztendlich den Ausschlag gegeben, mich (nur) an der USC Gould School of Law zu bewerben. Zudem gibt es das „Dean’s Scholarship for Academic Excellence“ für Bewerber, die am e-fellows LL.M. Day teilgenommen haben, welches einem die Hälfte der Studiengebühren erlässt und unter Hinweis auf weitere Bewerbungen an anderen Law Schools sogar noch nachverhandelt werden kann. Auch dieser finanzielle Aspekt hat für mich als Bewerber direkt nach dem 1. Examen den Ausschlag für den LL.M an der USC gegeben.

USC Village
USC Village

LL.M.-Studiengang

Die USC Gould bietet verschiedene spezialisierte LL.M.-Studiengänge an, die jeweils ein gesondertes Pflichtenprogramm beinhalten (beispielsweise International Business and Economic Law (IBEL), Alternative Dispute Resolution (ADR), Privacy Law and Cybersecurity (PCLS)). Daneben gibt es auch einen General LL.M., der entweder in einem oder über zwei Jahre absolviert werden kann.

Bei allen Studiengängen besteht die Möglichkeit, neben den wenigen Pflichtkursen aus einer großen Anzahl weiterer Kurse auszuwählen, um die erforderlichen Units zu sammeln. Dabei können in allen Programmen die für das NY oder CA Bar Exam erforderlichen Kurse belegt werden, um anschließend zum jeweiligen Bar Exam zugelassen zu werden. Als Besonderheit aller LL.M.-Programme an der USC Gould gibt es die Möglichkeit, ein Certificate in einem der zahlreichen Fachbereiche, wie beispielsweise Business Law, Alternative Dispute Resolution oder Entertainment Law u.v.m. zu erwerben, wenn genügend Units in diesem Bereich absolviert werden, was eine schöne Ergänzung darstellt. Es ist durchaus möglich, die Kurse, die Voraussetzung für das Bar Exam sind, mit den spezialisierten Kursen für das Certificate zu kombinieren, dann ist der Stundenplan aber etwas stärker vorgegeben.

Das Kursprogramm unterscheidet zwischen Kursen, die nur für LL.M.-Studenten konzipiert sind und J.D.-Kurse, an denen LL.M.-Studenten ebenfalls uneingeschränkt teilnehmen können. Die LL.M.-Kurse sind Einführungskurse wie Legal Research oder Legal Writing, aber auch „Grundkurse“ wie Contracts, Civil Procedure oder Business Organizations. die etwas weniger umfangreich sind als die entsprechenden Kurse für die J.D.-Studenten. Hier kann jeder frei wählen, wie er vorgehen möchte. Ich persönlich habe im 1. Semester vermehrt LL.M.-Kurse belegt und im 2. Semester dann die J.D.-Kurse.

Die Atmosphäre in den Kursen ist immer angenehm, es gibt zur Vorbereitung für jede Stunde Readings zu erledigen und je nach Kurs sind teilweise auch wöchentliche Assignments einzureichen. Im Unterschied zu deutschen Unis werden generell viel häufiger Fragen gestellt und diskutiert (das ganz klassische „cold calling“ findet auch in J.D.-Kursen nicht statt), allerdings hat das Ganze noch immer Vorlesungscharakter. Die sehr internationale Zusammensetzung des LL.M.-Studiengangs (42 verschiedene Nationalitäten) führt zu einem spannenden Austausch zwischen allen Beteiligten. Direkt von Beginn an knüpft man Kontakte und Freundschaften mit Menschen aus der ganzen Welt, was meines Erachtens einer der tollsten Aspekte des gesamten LL.M. ist.

Campusleben an der USC

Die USC liegt inmitten von LA in der Nähe von Downtown LA und besitzt einen typisch amerikanischen, bestens gepflegten und mit Palmen gesäumten Campus. Unter der Sonne Kaliforniens läuft man hier zwischen der Law School und den anderen Faculties, Libraries, zahlreichen Brunnen und grünen Wiesen sowie dem USC Village, welches mit zahlreichen Restaurants ausgestattet ist, umher. Auf dem Campus ist man meist einen guten Teil der Woche und verbringt dort die Zeit vor und nach den Vorlesungen. Man entdeckt immer wieder neue Orte für Pausen im Grünen oder zum Kaffeetrinken. 

Die USC ist eine der ältesten Privatunis und von hoher Bekanntheit in den USA. Insbesondere für das Undergraduate-Studium ist sie ein großer, renommierter Name und entsprechend beliebt.

Die Universität tritt im College-Sport in ganz unterschiedlichen Sportarten gegen andere Colleges und Universitäten an und bringt viele der künftigen Olympia-Goldmedaillengewinner hervor. Die Heimspiele der Teams kann man auf den zahlreichen Sportanlagen kostenlos anschauen. Im Herbstsemester findet zudem die College-Football-Season statt, für die man ein Season-Ticket erwerben und dann im ehemaligen Olympiastadion, dem LA Coliseum mit Platz für knapp 80.000 Zuschauer, die Footballspiele verfolgen kann. Generell gilt, dass das Leben auf dem Campus und ganz besonders die Footballspiele von einem Uni-Spirit und Zusammengehörigkeitsgefühl leben, die man so in Deutschland nirgendwo antrifft. Zum „Tailgating“ auf dem Campus sowie den Footballspielen und auch allen anderen Sportveranstaltungen trägt man Uni-Merch in den Farben der „Trojans“. Der Slogan der Trojans lautet „Fight on!“ und wird meist mit dem Zeigen von hochgestrecktem Zeige- und Mittelfinger (Peace-Zeichen) untermalt. Ebenso wie das Tragen von Uni-Farben ist auch der Slogan Bestandteil jedes universitären Events. Die USC pflegt eine althergebrachte Stadtrivalität mit der UCLA und so sind die entsprechenden Begegnungen umso spannender. Während meines LL.M. gab es zudem ein Basketball-Duell der USC Gould gegen die UCLA School of Law.

Footballspiel der USC Trojans
Footballspiel der USC Trojans

Im Laufe des Semesters finden ständig groß organisierte Veranstaltungen auf dem Campusgelände statt. An den Wochenenden gibt es große Events (Parents Weekend, Alumni Weekend) sowie unter der Woche für die Studenten zahlreiche kleine Angebote und Aktivitäten zum Mitmachen. Zu Beginn des Semesters werden verschiedene Fairs veranstaltet, bei denen man die zahlreichen Studentenorganisationen und Sportmannschaften kennenlernen und diesen beitreten kann, um sich weiter zu vernetzen. Als deutscher LL.M.-Student hat man zusätzlich das Privileg, von Großkanzleien zu Recruiting Events überall in den USA eingeladen zu werden.

Die Gegend um die USC herum ist ebenfalls sehr gepflegt, hier befinden sich viele der USC-Housing-Angebote und Verbindungshäuser. Es gibt gute Einkaufsmöglichkeiten und einen kostenlosen Lyft-Service im 2-Meilen-Radius um den Campus herum sowie eine gute Metro-Anbindung nach Downtown und Santa Monica.

Blick über die Skyline von Downtown LA aus der Nähe der USC
Blick über die Skyline von Downtown LA aus der Nähe der USC

Leben und Alltag in Los Angeles

Los Angeles ist eine weltbekannte, sehr große und vor allem weitläufige Großstadt. Die Stadt hat kulturell sowie naturtechnisch alles zu bieten, was man sich vorstellen kann und es gibt eigentlich jeden Abend oder jedes Wochenende etwas Neues zum Ausprobieren. Neben klassischem Strandflair in Santa Monica oder Venice Beach gibt es in Hollywood mit dem Walk of Fame oder einem Hike zum Hollywood Sign vom Griffith Observatory verschiedene Facetten der Stadt zu sehen. Das Spektrum an unterschiedlichen Lebensverhältnissen in LA könnte nicht weiter sein, es reicht von Beverly Hills und Strandhäusern in erster Reihe entlang der bekannten Route 1 bis hin zu armen und etwas gefährlichen Vierteln in abgelegeneren Gegenden der Stadt.

Die Stadt ist Heimat weltbekannter Sportteams wie den LA Lakers (Basketball) oder LA Dodgers (Baseball), deren Spiele (und Shows) man sich einmal angeschaut haben muss. Zudem gibt es aufgrund der Größe und Bekanntheit der Stadt viele weitere Events, auf der die bekanntesten Künstler oder Comedians regelmäßig Shows spielen. Kultur findet man u.a. in zahlreichen Museen in Downtown oder dem „Getty“ in den Hügeln über LA. Auch das Nachtleben ist facettenreich und reicht von Abenden in West Hollywood („WeHo“) über Rooftops in Downtown LA bis zum Bungalow nach Santa Monica. In ganz LA gibt es um 2 Uhr morgens eine Sperrstunde. Wöchentlich findet zudem eine „Bar Review“ der Law School statt, bei der in einer jeweils anderen Bar Kennenlernen und Vernetzen zwischen den J.D.- und LL.M.-Studenten der Law School stattfinden soll.

Los Angeles ist relativ zentral in Kalifornien gelegen und so sollte man an (langen) Wochenenden oder dem Spring Break Ausflüge in die umliegenden Nationalparks (Joshua Tree, Yosemite) oder Städte unternehmen. Im Süden ist San Diego relativ schnell zu erreichen und in Richtung Norden schlängelt sich der Highway 1 an der Pazifikküste über sehenswerte Orte wie Malibu, Santa Barbara, Big Sur, Monterey und Santa Cruz hoch bis nach San Francisco. Auch Reisen nach Las Vegas in Nevada sind in nur 4 Stunden mit dem Auto möglich. Allein die Nähe zu diesen beeindruckenden und schönen Städten machen das LL.M.-Studium an der USC in LA zu einer absoluten Empfehlung. 

Santa Monica Pier
Santa Monica Pier

Ganz generell gilt zu guter Letzt leider dennoch, dass die Kosten in Kalifornien und insbesondere in den Städten wie LA oder San Francisco sehr hoch sind. Die Miete im Wohnheim an der USC beläuft sich für ein Zimmer in einer 3er WG auf 1225 $. Auch die Kosten für Lebensmittel oder Restaurants sind hoch. LA ist aufgrund eines sehr dürftigen öffentlichen Nahverkehrs eine absolute Autostadt, sodass durch die Fortbewegung via Uber ebenfalls Kosten dazukommen – das sollte also unbedingt berücksichtigt werden oder sogar über die Anschaffung eines Autos für die Zeit nachgedacht werden.

Hollywood Sign mit Blick über die Stadt
Hollywood Sign mit Blick über die Stadt

Fazit

Mit der Entscheidung, den LL.M. an der USC zu absolvieren, ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen und ich bin überglücklich, diesen Schritt gegangen zu sein. Das Programm verknüpft das amerikanische Großstadtleben im pulsierenden LA mit einem traumhaften Campusleben in der Sonne sowie internationalen Freundschaften und stellt für mich persönlich bislang die beste Entscheidung meines Lebens dar.

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